Fenrir: Weltenbeben
"Dies ist keine Geschichte, in der sich das Mädchen in den strahlenden Helden verliebt und alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben. Liebe ist nicht immer wundervoll. Manchmal ist sie auch zerstörerisch, und die, die lieben, sind bereit, alles zu vernichten, was ihnen im Weg steht."
Klappentext
„Wir leben in der Dunkelheit und warten auf den einen Tag,
an dem wir endlich strahlen können“
Für die ehrgeizige Archäologie-Absolventin Emma zählt nach
der Trennung von ihrem Ex nur eins: die finanzielle Unabhängigkeit. Von der ist
sie jedoch durch die schlecht bezahlten Praktikantenjobs meilenweit entfernt.
Während einer Expedition auf einer isländischen Vorinsel
wird sie von ihrem Ausgrabungsteam getrennt und trifft auf den mysteriösen Mann
Wulf, dessen Erscheinung nicht ganz menschlich ist und sie sofort fasziniert.
Emma wittert ihre Chance, mit Wulf eine sensationelle Entdeckung gemacht zu
haben, die ihr die Türen zur Welt der reichen und erfolgreichen Wissenschaftler
öffnen wird. Doch auf die Gefühle, die der seltsame Fremde in ihr hervorruft,
ist sie nicht vorbereitet.
Als Emma schließlich erkennt, wer Wulf wirklich ist, gerät
nicht nur ihre Welt ins Wanken. Ohne es zu ahnen gerät sie zwischen die Fronten
eines uralten Krieges und schnell lernt sie, dass nicht jeder, der in der
Dunkelheit kämpft, gleichzeitig ein Schurke ist.
Übersicht
Autor: Asuka Lionera
Verlag: Drachenmond Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 596
ISBN: 978-95991-225-9
Genre: Fantasy
Reihe: Nein
Rezension
Die Archäologin Emma träumt davon reich und berühmt zu sein,
stattdessen hält sie sich mit einer Praktikantenstelle mühsam über Wasser.
Obwohl Emma auf das ägyptische Altertum spezialisiert ist, muss sie ihr Team
für einen Auftrag nach Island begleiten. Dort angekommen wartet ihr Team jedoch
nicht auf sie und ist auch telefonisch nicht erreichbar. Emma beschließt sich,
trotz der hereinbrechenden Dunkelheit, auf die Suche zu machen. Dabei stürzt
sie von einer Klippe, bleibt jedoch unverletzt. Um die Nacht nicht im Freien zu
verbringen sucht sie Schutz in einer Höhle. In der Nacht überschlagen sich die
Ereignisse und Emma trifft auf den geheimnisvollen Wulf. Endlich sieht sie ihre
Chance gekommen. Mit seiner Hilfe will sie reich und berühmt werden. Doch Wulf ist
ganz anderes als erwartet. Er und Emma fühlen sich zunehmend zueinander
hingezogen. Emma ahnt nicht, dass diese Liebe sie ihr Leben kosten kann, denn
Wulf hat eine ganz besondere Bestimmung zu erfüllen.
Emma trifft auf Wesen, die ihre Existenz als Gefahr für
Wulfs Bestimmung sehen. Gemeinsam suchen die beiden verzweifelt nach einen
Ausweg. Währenddessen entwickelt sich ein starkes Band zwischen Wulf und Emma.
Der Schreibstil Asuka Lioneras ist locker, flüssig lesbar,
humorvoll und dabei der Handlung angepasst ohne pathetisch zu werden.
Die Nordische Mythologie ist das zentrale Thema des Romans.
Leser die damit einigermaßen vertraut sind, können so einiges bereits erahnen. Wer
die Edda kennt, der kann sich zum Beispiel bereits denken wie der wahre Name
von Wulf lautet und was seine Bestimmung ist.
Trotzdem wird die Geschichte dadurch nicht vorhersehbar und die Spannung
bleibt erhalten. Leser die mit der Thematik nicht vertraut sind (oder wie Emma
nur den Film Thor kennen) müssen sich jedoch keine Sorgen machen etwas nicht zu
verstehen. Das nötige Hintergrundwissen wird im Verlauf der Handlung
vermittelt. Dabei werden sämtliche Informationen gekonnt mit der Geschichte
verflochten, sodass Spannung und Lesefluss erhalten bleiben.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet. Figuren die
auf Vorbilder aus der Nordischen Mythologie zurückgehen, entsprechen zwar
grundsätzlich ihren Vorlagen, erhalten jedoch eigene Persönlichkeiten, durch
die sie lebendig und greifbar werden. Die Protagonistin Emma macht im Laufe des
Buches eine umfassende Wandlung durch. Zu Beginn ist sie vor allem auf Erfolg und
Reichtum fixiert, wird dabei jedoch von Selbstzweifeln und
Minderwertigkeitskomplexen geplagt. Durch die Beziehung zu Wulf gewinnt Emma an
Selbstvertrauen und lernt, sich weniger von Oberflächlichkeiten beeinflussen zu
lassen. Auch Wulf, der anfangs nur auf Rache aus ist, ändert sich durch Emma.
Wulf erkennt, dass in seinem Leben noch Platz für andere Gefühle als Hass ist.
Auch die Einstellung diverser Nebenfiguren ändert sich, besonders Emma
gegenüber. Dabei bleiben alle Entwicklungen logisch und nachvollziehbar. Als
Leser kann man sich gut in die Charaktere hineinversetzen.
Fazit
Am Anfang war ich wirklich enttäuscht. Der Prolog war
großartig, aber danach konnte mich die Geschichte so gar nicht in ihren Bann
ziehen. Die Darstellung von Archäologen, als geldgierige Schatzsucher, die nur
auf Reichtum und Berühmtheit aus sind, fand ich wirklich furchtbar. Diese klischeehafte
Darstellung meiner geliebten Wissenschaft, die mit der Realität rein gar nichts
zu tun hat, hat mich doch ein bisschen traurig gemacht. Warum Emma Archäologie
studiert hat, war mir ein absolutes Rätsel. Außerdem gingen mir ihre ständige
Jammerei und ihre Minderwertigkeitskomplex extrem auf die Nerven. Wenn man auf
Geld und Berühmtheit aus ist, dann hat man mit Archäologie die falsche Wahl
getroffen. Die Bezahlung ist oft mies und außerhalb des eigenen Fachkreises
wird man selten Erfolge feiern. Selbstverständlich dürfen Archäologen ihre
Funde auch nicht behalten und erst Recht nicht gewinnbringend weiterverkaufen.
Außerdem haben Archäologen auch gar kein Interesse daran, das bedeutende Funde
in den Händen von privaten Sammlern landen, wo sie weder für die Forschung noch
für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Ich rate euch, diese Klischees nie in der Gegenwart von Archäologen zu
erwähnen, ansonsten wird sich der Spaten und Grabungskellen schwingende Mob auf
euch stürzen. Falls ihr schon immer mal wissen wolltet, was der Blutadler ist,
werdet ihr es dann möglicherweise erfahren. 😉
So ab Kapitel 8 oder 9 hat mich die Handlung dann jedoch gepackt.
Endlich fing das epische Fantasyabenteuer, dass ich mir erhofft hatte an. Wulf
wurde mir immer sympathischer und da mir bereits klar war, um wen es sich
handelt, habe ich dem Moment entgegengefiebert, indem Emma die Wahrheit
erfährt. Aber auch in Emma konnte ich mich immer besser hineinversetzen. Sie
ist Laufe der Handlung mehrmals über sich hinausgewachsen und hat mich immer
wieder überrascht und beeindruckt. Besonders am Ende fand ich sie einfach
überragend. Fenrir hat mich mitgerissen und nicht mehr losgelassen. Die
Darstellung der Götter ist genial und besonders Loki hat es mir angetan. Er und
seine Familie halten einfach immer zusammen, es sei denn, die Verwandtschaftsverhältnisse
sind etwas komplizierter. Die Götter und ihre Geschichten sind klasse recherchiert und sie wirken einfach glaubwürdig und lebendig. Ich kann Fenrir absolut empfehlen!
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