Die Ehre des Scharfrichters: Meister Frantz oder ein Henkersleben im 16. Jahrhundert
„Jede nützliche Person ist ehrbar.“
Klappentext
Frantz Schmidt tötete fast 400 Menschen, unzählige weitere
hat er gefoltert oder verstümmelt. Und doch war er am Ende seines Lebens ein
angesehener Mann. Ungewöhnlich ist nicht nur der Lebensweg des Meister Frantz,
der im 16. Jahrhundert in Nürnberg als Henker arbeitete, sondern auch, dass er
Tagebuch schrieb.
Der Historiker Joel Harrington hat dieses einmalige Zeugnis
nun erstmals umfassend ausgewertet und gibt in seinem parkenden Buch seltene
Einblicke in das Leben, Denken und Fühlen der Menschen zu Beginn der Neuzeit.
Übersicht
Autor: Joel F. Harrington
Verlag: btb
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem Englischen
Seiten: 409
ISBN: 978-3-442-74973-7
Genre: Historisches Fachbuch
Reihe: Nein
Rezension
Frantz Schmidt kommt als Sohn eines Scharfrichters zur Welt.
In der standesbewussten Welt der frühen Neuzeit, in der Henker und andere nicht
als ehrbar geltenden Berufe ganz unten stehen, bleibt ihm damit keine andere
Möglichkeit als selber das Handwerks seines Vaters zu erlenen. Doch Frantz
Schmidt verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Er möchte den Beruf des Henkers aufgeben
können und wieder in die ehrbare Gesellschaft aufgenommen werden. Diesem
Streben ordnete er seine komplette Lebensführung unter. Er trinkt nicht, er
erfüllt seine Aufgaben ohne Grund zur Beschwerde, er knüpft Beziehungen zu
wichtigen Persönlichkeiten und besonders wichtig, er erarbeitet sich einen
hervorragenden Ruf als Mediziner.
Über all das gibt sein Tagebuch tiefgehenden Einblick.
Der amerikanische Historiker Joel Harrington hat erstmals dieses
Tagebuch umfassend ausgewertet und mit Unterstützung durch andere Quellen eine
Biographie über Meister Frantz vorgelegt.
Harringtons Schreibstil, ist dem Anspruch seines Buches
angemessen, nüchtern und sachlich, aber trotzdem angenehm und flüssig lesbar.
Trotz (oder möglicherweise durch) den neutralen Stil gelingt es dem Autor ein
lebendiges Bild des Hankers Frantz Schmidt und seiner Umgebung zu zeichnen. Der
Autor vermittelt dem Leser einen umfassenden Überblick über Denken, Fühlen und
Handeln von Menschen in der Frühen Neuzeit und zeigt Unterschiede zu unseren
heutigen Grundsätzen auf. So wird es dem Leser ermöglicht sich in Meister
Frantz hineinzuversetzen.
Fazit
Die Ehre des Scharfrichters ist ein wirklich großartiges
Buch, das ich jedem historisch Interessierten wirklich nur empfehlen kann.
Besonders Freunde der Henkerstochter Reihe, die nach Hintergrundinformationen
suchen kann ich es sehr ans Herz legen. Dem Autor gelingt der beindruckende
Spagat ein Buch zu schreiben, das nicht nur für ein historisches Fachpublikum,
sondern auch für jeden anderen Wissbegierigen lesenswert ist.
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