Human Acts


„Have their souls also escaped their bodys, flying away like birds?“






Klappentext

In the midst of a violent student uprising in South Korea, a young boy named Dong-ho is shockingly killed.

The story of this tragic episodes unfoldes in a sequence of interconnected chapters as the victims and the bereaved encounter supression, denial and the echoing agony of the massacre. From Dong-ho’s best friend, who meets his own fatfule end, to an editor struggeling against censorship; to a prisoner and a factory worker both suffering from traumatic memories; and Dong-ho’s own grief-stricken mother, their collective heartbreak and acts of hope tell the tale of a brutalized people in search of a voice.



Übersicht

Autor: Han Kang

Verlag: Hogarth

Sprache: Englisch, Übersetzung aus dem Koreanischen; Titel der deutschen Übersetzung: Menschenwerke

Seiten: 218

ISBN: 978-1-5247-6017-5

Genre: Gegenwartsliteratur

Reihe: Nein



Rezension

Südkorea 1980, das Land befindet sich in Aufruhr. Studentische Aufstände gegen den Dikator, das Militär und das über das Land verhängte Kriegsrecht, führen zu einer gefährlichen Stimmung. Die Stadt Gwangju hat bisher wenig von dem wirtschaftlichen Aufstieg des Landes profitiert, entsprechend stark ist hier die Opposition.

Am 18. Mai 1980 kommt es zu anfangs friedlichen Demonstrationen. Diese werden vom Militär brutal beendet. Doch danach geht es erst richtig los. Es kommt zu einem Aufstand gegen das Militär. Studenten, Arbeiter und einfache Bürger mobilisieren sich und bis zu 200.000 Menschen gehen auf die Straße. Das Militär reagiert mit unerwarteter Grausamkeit. Am 20 und 21 Mai kommt es zu einem Gemetzel an der Bevölkerung. In den Folgenden Tagen zieht sich das Militär aus dem Stadtzentrum zurück, während die Unruhen auf das Umland übergreifen. Bis es am Morgen des 27. Mai zurückkehrt. 20.000 Soldaten, Fallschirmspringer und Panzer stürmen die Stadt. Der Aufstand wird in einem Blutbad beendet. Die Zahl der genauen Opfer des Massakers ist bis heute unklar. Offizielle Quellen gehen von um die 150 Opfern aus, unabhängige, seriöse Schätzungen dagegen von mehr als 2000, dazu kommen hunderte, bis tausende Verletzte.

Die Geschichte beginnt mitten in diesem Aufstand. Der Schüler Dong-ho hilft bei der Aufbahrung und Identifizierung der zahlreichen Toten. Die Stimmung in der Stadt ist gedrückt, jederzeit wird mit einer Rückkehr des Militärs gerechnet. Dong-ho kämpft mit sich. Er ist ständig umgeben von starken Verwesungsgeruch und teils grausam verstümmelten Leichen. Dabei drängt sich ihm immer eine Frage auf: Wie lange bleiben die Seelen nach dem Tod bei ihrem Körper?

Als das Militär die Stadt stürmt findet Dong-ho schließlich ein tragisches Ende.

Die folgende Kapitel beleuchten verschiedene Opfer und Überlebende des Aufstandes. Auch Jahrzehnte nach dem 18.Mai 1980 konnten viele der Beteiligten keinen Frieden finden und leiden unter ihren traumatischen Erinnerungen.

Han Kangs Schreibstil ist sachlich und nüchtern, beinah kalt. Fast emotionslos schildert sie menschliche Grausamkeit, Leid, Trauer, Wut, Angst, aber auch Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es ist der distanzierte Schreibstil, der das Buch für den Leser einen erschreckenden Realismus verleiht. Han Kang übertreibt nichts, es geht ihr nicht um Gewaltdarstellung, nur um der Gewalt willen. Sie beschönigt auch nichts, sie stellt die Fakten so dar, wie sie geschehen sind. Han Kang wertet nicht, das überlässt sie ihren Leser. Sie beschränkt sich auf eine Schilderung der Ereignisse. Genau darin liegt das Ergreifende des Buches. Es stellt nur die historische Realität da und versetzt den Leser so mitten in den Aufstand des 18. Mai, mittenhinein in die Köpfe der Menschen, die den Aufstand erlebt und überlebt haben.

Eine Bewertung der Charaktere ist deshalb an dieser Stelle unangebracht und unangemessen.



Fazit

Noch nie ist mir eine Rezension so schwer gefallen. Noch nie hat mich ein Buch so stark berührt. Noch nie habe ich so viel Zeit gebraucht um ein Buch zu verarbeiten, um Abstand von diesem Buch zugewinnen.

Ich kenne bereits Han Kangs kafkaesken Roman die Vegetarierin. Mit der poetischen Sprache dieses Buches hat Human Acts, Menschenwerke, nichts zu tun. Es ist ganz anders, es ist einzigartig. Es ist sachlich, nüchtern und distanziert und genau dadurch wird es so eindrücklich, so realistisch, so grausam.

Ich habe in diesem Jahr viele Bücher gelesen. Gute Bücher, Schlechte Bücher, Großartige Bücher, Mittelklassige Bücher. Darunter waren Klassiker der Weltliteratur wie Krieg und Frieden oder Schuld und Sühne. Keines dieser Bücher hat mich so getroffen, wie Human Acts. Mir fehlen nach wie vor die richtigen Worte um dieses Buch wirklich zu beschreiben. Alles erscheint mir unzutreffend, blass, nichtssagend. Ich bin sprachlos im Angesichts der unfassbaren Grausamkeit des Menschen.

Meisterwerk. Das ist das einzige Wort, das mir auch annährend passend erscheint um Human Acts zu beschreiben. Nach der großartigen Vegetarierin habe ich mich gefragt ob Han Kang wohl irgendwann in den illustren Kreis der Literaturnobelpreisträger aufsteigen wird. Nach Human Acts stellt sich mir diese Frage nichts mehr. Jetzt stellt sich mir nur noch die Frage nach dem Wann.

Human Acts ist das furchtbarste Buch das ich je gelesen habe, das schmerzhafteste, das grausamste. Genau deshalb ist es auch das beste Buch, das ich jemals gelesen habe. Human Acts ist wirklich ein Meisterwerk und ganz große Literatur.

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