Wolkenschloss
„Sieh an, ein Zimmermädchen in einem Schrank.“
Klappentext
Hoch oben in den Schweizer Bergen liegt das Wolkenschloss,
ein ehrwürdiges Grandhotel, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hat. Aber
wenn zum Jahreswechsel der berühmte Silvesterball stattfindet und Gäste aus
aller Welt anreisen, knistert es unter den prächtigen Kronleuchtern und in den
weitläufigen Fluren nur so vor Aufregung.
Die siebzehnjährige Fanny hat mit dem sympathischen Hotelierssohn Ben
und dem Rest des Personals alle Hände voll zu tun, den Gästen einen luxuriösen
Aufenthalt zu bereiten, aber es entgeht hier nicht, dass viele hier nicht sind,
was sie vorgeben zu sein. Welche geheimen Pläne werden hinter bestickten
Samtvorhängen geschmiedet? Ist die russische Oligarchengattin wirklich im
Besitz des legendären Nadjescha Diamanten? Und warum klettert der gut
aussehende Tristan Brown aus Zimmer 201 lieber die Fassade hoch, als die Treppe
zu nehmen?
Während Fanny zusammen mit Ben die Fäden zu entwirren
versucht, ahnt sie noch nicht, dass sie bald mitten in einem lebensgefährlichen
Abenteuer stecken wird, bei dem sie nicht nur ihren Job zu verlieren droht,
sondern auch ihr Herz.
Übersicht
Autor: Kerstin Gier
Verlag: FJB
Sprache: Deutsch
Seiten: 459
ISBN: 978-3-8414-4021-1
Genre: Jugendbuch/ Fantasy/ Krimi
Reihe: Nein
Rezension
Fanny Funke, 17, Schulabbrecherin aus Achim bei Bremen,
arbeite für ein Jahr als Praktikantin in einem Schweizer Grandhotel. Nachdem
sie sich, zum Entsetzen ihrer Eltern, entschlossen hatte die Schule zu
verlassen und kein Abitur zu machen, lagen die Praktikantenstellen für
Minderjährige nicht gerade auf der Straße. Nach einigem Suchen ist sie jedoch
im Hotel Château Janvier, auch Wolkenschloss genannt, eine Stelle gefunden.
Zwar war das nicht Fannys Traumstelle, aber Hauptsache möglichst weit weg von
zu Hause, war ihre Devise. Inzwischen hat sie sich jedoch gut im Wolkenschloss
eingelebt und mit vielen der Angestellten Freundschaft geschlossen. Nur mit den
Hotelbesitzerin rückgratloser Rudi und rücksichtsloser Roman ist sie nicht
zufrieden. Außerdem stiften vier zickige Aushilfskräfte von der Hotelfachschule
in Lausanne Unfrieden. Diese sind jedoch nur für die arbeitsreiche
Weihnachtszeit im Hotel.
Daneben beherbergt das zur Weihnachtszeit voll ausgebuchte
Hotel noch diverse nette und weniger nette Gäste mit denen Fanny jeden Tag zu
tun hat.
Kerstin Giers Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Damit
wird sie wahrscheinlich ihre Hauptzielgruppe, jugendliche Leser, besonders
ansprechen wollen. Im Großen und Ganzen ist der Schreibstil auch für erwachsene
Leser angenehm lesbar. Stellenweise liest
sich der Text jedoch künstlich einfach gehalten. Ein etwas komplexerer
Schreibstil würde dem Buch möglicherweise etwas mehr Tiefe verleihen, ohne
dabei die Zielgruppe zu vergraulen.
Die Protagonistin Fanny Funke ist in vielen Bereichen sehr
detailliert und liebevoll ausgearbeitet. Sie scheint jedoch über keinerlei
negative Charaktereigenschaften zu verfügen und abgesehen vom Abbruch ihres
Abitur und gelegentlicher Tollpatschigkeit, auch über keinerlei Schwächen zu
verfügen. Das lässt Fanny oft etwas eindimensional wirken und die erschwert die
Identifikation mit ihr.
Ähnlich sieht es auch mit vielen anderen Charakteren aus.
Sie werden eher oberflächlich beschrieben, es fehlt ihnen jedoch die Tiefe.
Besonders auffällig ist dies bei Tristan Brown, an dem Fanny
ein besonderes Interesse entwickelt. Abgesehen davon, dass er attraktiv ist,
bleibt unklar, was ihn für Fanny so anziehend macht.
Einen Großteil des Buches hindurch plätschert die Handlung
eher dahin. Man erfährt viel über das Hotel, seine Angestellten, die Gäste und
begleitet Fanny durch ihren Alltag. Ab und zu gibt es Andeutungen, die das Buch
ein wenig in die Fantasy Richtung rücken, aber erst nach über 300 Seiten (von
459) wird klar, worum es tatsächlich geht. Ab da überschlagen sich die
Ereignisse jedoch und alles geschieht sehr plötzlich. Dadurch wirken die
letzten 150 Seiten sehr hektisch, fast überstürzt. Einige Details bleiben bis
zum Ende unklar, was das Buch ein wenig unfertig wirken lässt.
Fazit
Wolkenschloss gehört für mich nicht zu Kerstin Giers besten
Büchern. Mit ihren anderen Jugendbüchern, der Edelstein Trilogie und der Silber
Trilogie kann es nicht mithalten.
Das Buch ist voller skurriler und witziger Charaktere und es
macht tatsächlich Spaß Fanny durch ihren Hotelalltag zu begleiten. Das Buch
beginnt gut und man wird schnell von der Magie und dem Zauber des
Wolkenschlosses in denn Bann gezogen.
Es gibt jedoch zu wenig tatsächlich Handlung. Auf über 300
Seiten passiert im Prinzip fast nichts. Das ist zwar ganz witzig, aber nicht
besonders spannend und ich habe mich beim Lesen teilweise schwer getan bei der
Stange zu bleiben und nicht gedanklich abzuschweifen. Es wiederholen sich immer
wieder ähnliche Situationen und irgendwann habe ich mich regelmäßig gefragt,
worum es in dem Buch denn jetzt eigentlich wirklich geht. Dann passiert endlich
mal was und dann ist das Buch auch schon wieder zu Ende. Die letzten 150 Seiten
stehen in einem ziemlichen Gegensatz zu den ersten 300 Seiten. Dadurch hat das
Buch für mich irgendwie unstrukturiert und nicht richtig durchdacht gewirkt.
Teilweise wirkt der Schluss der Handlung auf mich sehr an den Haaren
herbeigezogen. Außerdem sind für mich am Ende des Buches einige Fragen offen
geblieben.
Wolkenschloss ist nicht richtig schlecht, aber auch nicht
richtig gut, sondern irgendwie unausgegorenes Mittelmaß. Ich würde es nicht
unbedingt empfehlen.
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