Der Tod kommt nach Pemberley

„Bälle waren bekannt dafür, dass sie Ereignisse, glücklicher wie unglücklicher Art zu einem Ende führen konnten.“






Klappentext
Wir schreiben das Jahr 1803. Sechs Jahre lang sind Mr. Darcy und seine Elizabeth nun schon verheiratet sind und auf Pemberly geht alles seinen idyllischen Gang. Dann aber geschieht das Undenkbare: Im weitläufigen Park des Herrensitzes wird eine Leiche gefunden...

Übersicht
Autor: P.D. James
Verlag: Dromer
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem englischen
Seiten: 382
ISBN: 978-3-426-30413-6
Genre: Krimi
Reihe: Nein

Rezension
Sechs Jahre lang sind Mr. Darcy und Elizabeth schon glücklich verheiratet und haben inzwischen zwei gemeinsame Kinder. In Pemberley geht alles seinen geruhsamen Gang. Ein wenig getrübt wird das Glück nur durch Lydia und ihre Ehe mit Mr. Wickham. Beide werden nach wie vor nicht in Pemberly empfangen und möglichst selten erwähnt. Trotzdem ist die angeheiratete Verwandtschaft zu Mr. Wickham für Darcy nur schwer erträglich. Ausgerechnet durch diesen beiden werden die Darcys nun auch noch in eine furchtbare Tragödie hineingezogen. Eine völlig aufgelöste Lydia erreicht mit einer Kutsche Pemberly und ist der festen Überzeugung, dass ihr Mann tot sei. Gemeinsam mit ihm und seinem Freund Captain Denny befand sie sich auf dem Weg durch den, zum Herrensitz gehörendem Wald, als es zu einem Streit kam. Denny verließ die Kutsche, gefolgt von Wickham. Kurz darauf fielen Schüsse. Ein ausgeschickter Suchtrupp findet einen geschockten Wickham neben Dannys Leiche. Die Indizien deuten alle auf Wickham als Mörder hin. Doch Darcy und Elizabeth glauben an seine Unschuld. Werden sie seinen Tod am Galgen verhindern können?
Der Schreibstil von P.D. James schließt sehr gut an den Stil von Jane Austen an. Er passt gut in das Jahr 1803 und die Gesellschaftsschicht des Landadels. Die hervorragende Beobachtungsgabe oder feine Sarkasmus durch den sich Jane Austens Werke auszeichnen, fehlt P.D. James jedoch.
Im Verlauf der Handlung wird erstaunlich wenig über den Charakter der einzelnen Hauptfiguren klar. Der Großteil der Handlung wird nicht von einem personalen Erzähler geschildert, sodass der Leser wenig Informationen über das Innenleben der Charaktere  erhält. Elizabeth wirkt nicht mehr ganz so scharfsinnig und spitzzüngig wie bei Jane Austen. Stattdessen scheint sie vollkommen in ihrer Rolle als wohlhabende Ehefrau aufzugehen. Nicht, dass Austens Elizabeth nicht auch eine perfekte Ehefrau gewesen wäre, dazu wurde sie schließlich erzogen, aber die Individualität des Charakters geht verloren. Das gleiche Bild findet sich auch bei Jane. Außer für Mr. Bingley und ihre Kinder scheint sie sich für nichts mehr zu interessieren. Genauso wie bei den Frauen, verhält es sich auch bei den Männern. Darcy ist zu einem ruhigen, gesetzten Gentleman geworden. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Figuren innerhalb von sechs Jahren reifer und erwachsener geworden sind, passt diese Entwicklung nicht. Sie haben einfach zu viel von ihrem ursprünglichem Charakter verloren,  sodass sie nur noch wie Abziehbilder ihrer selbst wirken.
Im Großen und Ganzen ist es P.D. James gut gelungen sich in das beginnenden 19. Jahrhundert und die herrschenden Werte und Normen hineinzufinden. Teilweise fallen die Charaktere jedoch aus der Rolle. Das eine Gruppe englischer Gentleman sich, ohne Dienstboten, auf den Weg macht um möglicherweise Verletzte oder Tote zu suchen, erscheint ein wenig unglaubwürdig.
Abgesehen davon ist die Handlung zum Großteil logisch, plätschert jedoch eher vor sich hin. Es gibt keine richtige Jagd nach dem Mörder. Stattdessen scheinen Wickhams Angehörige hauptsächlich auf die Gerechtigkeit der englischen Gerichte zu vertrauen. Das Buch bietet einige Interessante Einblicke in das englische Justizwesen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Teilweise liest sich das Buch deshalb mehr wie ein Anwaltsroman, als wie ein Krimi. Erst gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, wirken dabei aber ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Fazit

Von der angeblichen König des Krimis hätte ich mehr erwartet. Die Figuren verhalten sich alle allesamt sehr passiv. Niemand ermittelt aktiv. Alle warten eher ab, dass etwas passiert und gehen davon aus, dass schon niemand Mr. Wickham verurteilen wird. Von Jane Austens gut gesetztem Humor ist ebenso wenig zu spüren wie von ihren sorgfältig erschaffenen Persönlichkeiten. Zu dem Ende möchte ich an diese Stelle nicht viel verraten, aber es ist extrem konstruiert und unglaubwürdig. Die Autorin schreibt in ihrem Vorwort, dass Jane zu ihrem Buch wohl gesagt hätte, dass sie, wenn sie einen Krimi hätte schreiben wollen, es selber gemacht hätte und zwar besser. Das sehe ich ganz genauso. Der Tod kommt nach Pemberley ist eine nette  Unterhaltung für einen verregneten Tag, mehr aber auch nicht. Es ist weder ein gute Fortsetzung von Stolz und Vorurteil noch ein guter Krimi.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sofies Spiegelwelt

#Ostseeblogger: Weihnachten mit Bolle