Ein Himmel aus Lavendel
Klappentext
Es heißt, es sei nobel sein Leben für einen geliebten Menschen
zu geben. Doch niemand hat davon gesprochen, wie es sich anfühlt, diejenige zu
sein die diese Bürde auf sich nimmt. Darf man eine solche Entscheidung bereuen?
Diese Frage stellt sich Emery in ihren dunkelsten Momenten. Ein Fremder war es,
der ihr für ihre Seele eine Gabe versprach – die Fähigkeit, in gefährlichen
Situationen wie ein Phönix in Flammen aufzugehen. Obwohl der Phönix für neues
Leben steht, bringt jede Verwandlung Emery einen Schritt näher an den Tod. Um
dies zu verhindern, macht sie sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, den
Handel rückgängig zu machen. Dabei trifft sie auf Nael, er bietet Emery einen
Weg aus ihrem alten Leben. Aber ihm sind seine eigenen Dämonen dicht auf den
Fersen.
Übersicht
Autor: Marlena Anders
Verlag: Drachenmond Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 283
ISBN: 978-95991-915-5
Genre: Fantasy
Reihe: Ja
Rezension
Auf Emerys Schultern liegt die ganze Last für ihre Schwester
Amra und ihre Mutter zu sorgen. Seit dem Tod ihres Vaters vor einigen Jahren
ist ihre Mutter dazu nicht mehr selber in der Lage. Dafür verzichtet Emery auf
viel. Obwohl der aktuelle König des Königreichs Unarmon viel Wert auf Bildung legt
und sich bemüht die wirtschaftliche Situation seines Volkes zu verbessern, hat
Emery nichts von diesen Bemühungen. Sie hat nie eine Schule besucht und kann
nicht einmal Lesen und Schreiben. Stattdessen hat sie den Lebensunterhalt für
ihre Familie verdient und zumindest ihrer Schwester so den Schulbesuch
ermöglich. Doch der Preis, den Emery dafür bezahlt hat, ist hoch. Sie hat ihre
Seele an den skurpellosen Salys verkauft. Eine Abmachung, die es ihr ermöglicht
in Flammen aufzugehen, wann immer sie in Gefahr ist. Dann erwacht sie auf den
Lavendelfeldern vor der Stadt Avize, wo ihr immer wieder vor Augen geführt
wird, welchem Ende sie sich mit jeder Verwandlung nähert. Ihre Freunde Rhys,
Caia und Ascher leiden unter dem gleichen Fluch wie sie. Sie alle besitzen
Flügel und erstarren jeden Tag zu Stein, nur Nachts sind sie frei. Auch bei
Emery sprießen die Federn bereits und sie ist sehr bemüht diese zu verstecken.
Fast jede Nacht muss sie für Salys als Taschendiebin arbeiten. So verdient sie
das Geld, dass ihre Familie so dringend benötigt. Doch Emery kommen immer
stärkere Zweifel. Sie fürchtet sich vor ihrer endgültigen Verwandlung. Als ihr
der geheimnisvolle Nael begenet, bietet sich ihre in möglicher Ausweg an. Doch
auch Nael hat Geheimnisse, die er vor Emery verbirgt.
Der Schreibstil von Marlena Anders ist in großen Teilen sehr
Actionlastig. Zu Beginn wird der Leser mitten in die Geschichte geworfen und
braucht einige Zeit um sich zu orientieren und zu verstehen, worum es in der
Geschichte überhaupt geht. Allmählich begreift der Leser jedoch, welche
Richtung die Handlung nimmt, kann sich auf die Geschichte einlassen und Emery
in ihrem abenteuerlichen Leben begleiten. Trotzdem liest sich der Stil der
Autorin sehr angenehm.
Emery ist ein relativ widersprüchlicher Charakter. Auf der
einen Seite ist sie sehr stark, unabhängig und verantwortungsbewusst. Schon
seit vier Jahren ist sie es, der die Familie am Leben erhält. Sie hat sich
dafür nicht auf ihre Mutter verlassen, sondern stattdessen selber gehandelt.
Ihr ist auch bewusst, dass ihr Leben eigentlich nicht das wahre ist und das sie
für ihre Schwester eine bessere Perspektive schaffen muss. Deshalb gibt sie
alles dafür, dass Amra die Schule besuchen kann und unterstützt auch die
Leidenschaft ihrer Schwester für Bücher, wann immer es der Familie möglich ist.
Für das wohlergehen ihrer Schwester ist Emery bereit ihr eigenes Leben
praktisch aufzugeben. Das spricht für eine sehr weitsichtige und umsichtige
Person, die früh erwachsen werden musste. Gleichzeitig ist Emery aber häufig
auch erschreckend naiv. Sie hat Salys ohne großes Zögern ihre Seele verkauft,
ohne sich zu fragen, welchen Preis sie dafür zahlen muss. Auch später hat sie
nie einen ernsthaften Versuch unternommen, einen Ausweg zu finden. Als sie Nael
trifft fasst sie sehr schnell vertrauen zu dem Fremden, obwohl es genau dieses
Verhalten war, dass zu ihrer derzeitigen Miesere geführt hat. Das macht den
Charakter von Emery ein wenig schwierig und ihr Handeln nicht immer
nachvollziehbar.
Die Stadt Avize erinnert ganz stark an Venedig. Kanäle,
Gondeln, Masken, Feierlichkeiten, Paläste, der Leser erhält so schnell ein Bild
von dieser mystischen Stadt. Die Handlung ist nachvollziehbar und weist,
abgesehen von den genannten Aspekten bei Emerys Charakter, keine unlogisch
wirken.
Fazit
Ein Himmel aus Lavendel hat mir gut gefallen. Der Anfang war
etwas schwierig, weil ich nicht ganz verstanden habe, worum es in der
Geschichte jetzt eigentlich gehen wird, aber schnell war ich ganz im Bann der
Handlung. Durch meinen Venedig Besuch hatte ich sofort ein Bild von Avize in
meinem Kopf, dass genau zu der mystischen Atmosphäre des Buches passte. Ein
wenig irritiert war ich manchmal von Emery, aber ansonsten habe ich nicht viel
zu meckern. Die Geschichte enthält einige spannende Elemente, die sich dem
Leser erst nach und nach offenbaren. Das vollständige Bild setzte sich so mit
der Zeit, wie bei einem Mosaik zusammen. Das hat mir gut gefallen und macht
Lust auf mehr. Obwohl man die Handlung auch als abgeschlossen betrachten
könnte, soll wohl eine Fortsetzung folgen. Da es im Königreich Unarmon noch
einiges an Magie zu entdecken gibt, warte ich gespannt ab.
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