Von der Erde zum Mond
„Du wollest doch Algebra, da hast du den Salat.“
Klappentext
Ein Mittelding aus einer Hohlgranate und plüschigem
Eisenbahnwaggon – so sieht das futuristische Mondfahrzeug aus, in dem sich drei
mutige Männer und einige Tiere auf abenteuerliche Raumfahrt zum Mond begeben.
Wie das funktioniert und wie lange das Ganze dauern wird (exakt 97 Stunden und
20 Minuten!) all das hat Jules Verne vor fast 150 Jahren ersonnen und in einem
witzigen, fantastischen und verblüffend sachkundigen Roman gefasst. Nur das
Kontrollzentrum gab es noch nicht, dem die Raumfahrer melden könnten „Wir haben
ein Problem...“
Übersicht
Autor: Jules Verne
Verlag: Anaconda Verlag
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem französischem
Seiten: 286
ISBN: 9783730600399
Genre: Science-Fiction
Reihe: Ja, Band eins der Trilogie
Rezension
Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges kommt bei den
Mitgliedern des Baltimore Gun-Clubs Langeweile auf. Die Spezialisten für
Geschütze aller Art haben plötzlich keine Arbeit mehr. So kommt der Präsident
des Gun-Clubs, Barbicane, gemeinsam mit dem Schriftführer des Clubs, James T.
Maston, auf die Idee eine Versammlung abzuhalten um eine neue Beschäftigung für
die Mitglieder des Gun-Clubs zu finden. Große Zustimmung findet zunächst der
Vorschlag einen neuen Krieg zu beginnen, um einen Vorwand zu haben neue
Geschütze zu entwickeln. Doch Barbicane hat einen viel besseren Vorschlag. Er
will eine Kanone bauen, die in der Lage ist, ein Geschoss von der Erde bis zum
Mond zu befördern. Der Vorschlag findet nicht nur innerhalb des Gun-Clubs,
sondern weltweit, große Zustimmung. Rund um die Erde wird darüber debattiert
und die Berechnungen des mathematischen Genies Maston werden von Experten aus
aller Welt bestätigt. Aus allen Teilen der Welt steuern Ländern etwas zur Unterstützung
des gewagten Vorhabens bei. Durch seine Nähe zum Äquator wird der Bundesstaat
Florida als geeigneter Standort ausgewählt. Besondere Aufregung kommt auf, als
der Franzose Michel Ardan ankündigt in der Kanone bis zum Mond mitreisen zu
wollen. Nur einer scheint nicht an den Erfolg der Mission zu glauben. Kapitän
Nicholl aus Philadelphia konstruiert Panzerplatten und befindet sich dabei in
einem ständigen Wettstreit mit dem Gun-Club. Er schließt mit Barbicane sogar
verschiedene Wetten auf das Scheitern des Vorhabens ab. Doch wer wird am Ende
Recht behalten?
Wie gewohnt ist Jules Vernes Schreibstil auch in diesem Buch
sehr technisch geprägt. Verschiedene Fachvokabeln und mathematische
Berechnungen finden Eingang in den Text. Lesern, welche diese nicht kennen bzw.
nicht nachvollziehen können, erschließt sich die Bedeutung jedoch aus dem
Zusammenhang. Für das Verständnis der Handlung sind Fachkenntnisse also nicht
nötig. Durch diesen Schreibstil zeichnet sich Jules Verne besonders aus. Er
passt zu der Science-Fiction Handlung des Buches und lässt sich trotz, einiger,
komplizierter Stellen, sehr leicht und angenehm lesen. Aufgrund des Alters des
Romans, wirken nicht nur der Schreibstil, sondern auch die Verwendung vieler
Maßeinheiten und Währungen veraltet. Dies ändert jedoch nichts an der guten
Verständlichkeit des Textes, auch für heutige Leser.
Die vier Protagnisten des Buches sind Barbicane, der
Präsident des Gun-Clubs, James T. Maston, der Schriftführer des Clubs, Kapitän
Nicholls, der Gegener des Experiments und der Franzose Michel Ardan.
Die vier Männer haben viel gemeinsam. Sie alle stehen hinter
ihren Überzeugen und sind nur schwer dazu zubringen, einen Fehler zuzugeben,
sie haben keine Angst vor Schwierigkeiten, sind nicht leicht zum Aufgeben zu
bringen und lassen sich nicht so schnell unterkriegen. Barbicane ist ein großer
Experte für Geschütz jeder Art und zeichnet sich durch ein außerordentliches
Fachwissen auf diesem Gebiet aus. Er ist aber auch ein Visionär, welcher fest
davon überzeugt ist, etwas Einzigartiges schaffen zu können. Das schnöde,
konstruieren immer neuer Artilleriegeschütze, erscheint ihm nicht genug. Dabei
schafft er es nicht nur die Mitglieder seines Gun-Clubs, sondern auch den Rest
der Welt von seiner Idee zu überzeugen.
James T. Maston ist das mathematische Genie des Gun-Clubs.
Ohne seine Berechnungen wäre Barbicanes Vision von vorneherein zum scheitern
verurteilt gewesen. Er steht treu zu Barbicane und unterstützt diesen wo immer
er kann. Er folgt Barbicane jedoch nicht blind, sondern wiederspricht diesem
auch, wenn er falsch liegt.
Der Franzose Michel Ardan ist ein Abenteurer. Die Chance zum
Mond zu fliegen kann er sich einfach nicht entgehen lassen. Er reist eigenes
aus Frankreich nach Amerika und überzeugt den Gun-Club das Geschoss so zu
konstruieren, dass er darin Platz findet.
Michel Ardan ist sehr leidenschaftlich und brennt förmlich
für seine Ideen, wenn es darauf ankommt kann er jedoch auch sehr rational und
überlegt sein.
Kapitän Nicholls scheint der einzige Mensch zu sein, der
nicht an das Vorhaben des Gun-Clubs glaubt. Die ganze Welt spottet über seine
Versuche die Berechnungen von Maston zu widerlegen und trotzdem gibt Nicholls
nicht auf. Dabei spielen eine gewisse Sturheit, seine Überzeugung als
Konstrukteur von Panzerungen sei er der natürliche Feind des Gun-Clubs, aber
auch eine bemerkenswerte Integrität eine Rolle.
Wie bei Jules Verne üblich mischt er tatsächliche
wissenschaftliche Erkenntnisse mit Phantasie. So gelingt es ihm seine
abenteuerlichen Ideen besonders realistisch und glaubhaft darzustellen. „Von
der Erde zum Mond“ wirkt logisch und glaubwürdig auf den Leser.
Fazit
Wenig überraschend hat mir auch dieses Werk von Jules Verne
sehr gut gefallen. Seine Ideen muten meist vollkommen absurd und völlig
überzogen an. Trotzdem schafft er es sie ausgesprochen glaubhaft darzustellen.
Das gefällt mir an seinen Büchern besonders gut. Anders als, von mir, erwartet,
handelt „Von der Erde zum Mond“ hauptsächlich von den Vorbereitungen auf den
Schuss zum Mond und von der Konstruktion der riesigen Kanone und der nötigen
Kugel. Die tatsächliche Reise zum Mond nimmt nur einen sehr kleinen Teil der
Handlung ein. Gestört hat mich das allerdings nicht. Dem Vorhaben des Gun-Clubs
zu folgen ist sehr spannend und unterhaltsam. Die Personen wachsen einem
während des Lesens wirklich ans Herz und man bangt mit ihnen um das Gelingen
ihrer Mission. Erst während des Schreibens dieser Rezension habe ich erfahren,
dass er noch zwei Fortsetzungen gibt. „Reise um den Mond“ beschreibt die
tatsächliche Raumfahrt und „Der Schuss am Kilimandscharo“ den Versuch des
Gun-Clubs die Umlaufbahn der Erde zu verändern. Ich befürchte diese beiden
Bücher werden wohl auch noch bei mir einziehen müssen.
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