Gezeitenwald: Frühlingsseele
„Der Tod hatte seinen Stachel verloren.“
Klappentext
Im Gezeitenwald
ist der Frühling eingezogen. Mit ihm blüht auch Kayla auf, die seit einigen
Monaten im Haus ihrer Großmutter mitten im Wald wohnt. Nachdem sie im
vergangenen Winter ihre ganze Familie verloren hat, genießt Kayla nun mit
Desmond eine unbeschwerte Zeit, in der alles um sie herum zu neuem Leben
erwacht. Aber der Schein trügt. Schon bald taucht wieder eine versteinerte
Figur auf, die allen Rätsel aufgibt. Und dann verschwindet auch noch Kaylas
Waldkauz Paulchen aus dem Stall. Die Suche nach ihm bringt sie in große Gefahr.
Wird Desmond ihr
helfen können?
Übersicht
Autor: Carmen Schneider
Verlag: Selbstverlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 161
ISBN: 9781980825012
Genre: Fantasy
Reihe: Ja, Band 2 der „Gezeitenwald“ Reihe
Achtung: Ich halte meine
Rezensionen normalerweise spoilerfrei, aber da es sich hier um den zweiten Band
einer Reihe handelt lassen sich Rückblicke auf das Ende des ersten Bandes nicht
vermeiden. Wenn ihr nichts über das Ende von „Gezeitenwald: Dunkelherz“ erfahren
wollt, dann lest ihr ab hier besser nicht weiter.
Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Rezension
Nach einem kalten und dunklen Winter, der
in Kaylas Leben jedoch auch einige Lichtblicke hinterlassen hat, bricht auch
tief im Wald der Frühling an. Rund um das einsam gelegene Haus von Kaylas
Großmutter erweckt die Wärme der Sonne die Natur zu neuem Leben. Die Vögel, die
Kayla im Winter so fleißig gefüttert hat, die Pferde, die vielen anderen Tiere
des Hauses und des Waldes und auch die Menschen freuen sich über die neue
Jahreszeit. Kaylas Seele, die nach dem Unfalltod ihrer Familie und den
dramatischen Ereignissen des Winters verletzt ist, beginnt in der Ruhe und
Abgeschiedenheit des Waldhauses zu heilen. Dazu trägt auch Desmond bei, mit dem
Kayla mehr als nur Freundschaft verbindet. Gemeinsam mit Desmonds Hund dem
Waldkauz Paulchen, den Kayla im Winter gerettet hat, unternehmen die beiden
lange Ausritte durch den Wald. Doch plötzlich ist Paulchen verschwunden und
erneut taucht eine versteinerter Figur auf. Ist der Schrecken des Winters doch
noch nicht besiegt?
Wie auch im ersten Band ist Carmen
Schneiders Schreibstil leicht und angenehm lesbar. Trotz seines
Metaphernreichtums wirkt er nicht abgehoben oder gekünstelt. Stattdessen
gelingt es der Autorin geschickt eine zeitlose, zauberhafte Atmosphäre zu schaffen,
die hervorwagend zu der märchenhaften Stimmung des Buches passt.
Die Entwicklung die Kayla im ersten Band
durchlaufen hat, setzt sich im zweiten Teil weiter fort. Zu Beginn des Winters
war sie ein gebrochener Mensch und tief in ihrer Trauer gefangen. Die Liebe und
Zuwendung ihrer Großmutter und der anderen Bewohner des Waldhauses haben sie
jedoch zunehmend aus ihrer Trauer befreit und zurück ins Lebens geführt. Im
zweiten Band hat Kayla ihre Trauer noch nicht vollständig überwunden. Der Tod
ihrer Familie belastet sie weiterhin und sie muss oft an sie denken. Sie ist
jedoch nicht mehr depressiv, sondern gewinnt immer mehr positive Seiten in
ihrem Leben zurück. Der Frühling als Symbol von Leben, Aufbruch und Neuanfang
passt dabei hervorragend zu dem Neuanfang den Kayla wagt. Bereits im Winter
hat sie bewiesen, dass sie auch stark sein kann und ihre Lieben mit all ihrer
Kraft schützt. Auch dieser Charakterzug setzt sich im zweiten Band fort. Ihr
Mitgefühl für die Geschöpfe um sie herum ist genauso erhalten geblieben wie
ihre Fähigkeit sich auch über die kleinen Dinge im Leben zu freuen. Aber Kayla
ist kein perfekter Charakter, der sich immer nur in eine positive Richtung
entwickelt. Im zweiten Band wird sie zunehmend von Zweifeln über Desmonds Liebe
zu ihr geplagt. Sie braucht von Desmond Bestätigung und hätte am Liebesten
einen Beweis für seine Liebe. Damit setzt sie ihn unter Druck, womit Desmond
nicht gut umgehen kann. Durch diesen Zug wird Kayla glaubwürdig und besonders
Lebensnah. Sie ist eben auch ein ganz normales Mädchen, mit dem sich der Leser
identifizieren kann.
Auf Logik innerhalb ihrer Geschichten legt
Carmen Schneider Wert und das merkt man beim Lesen. Bereits im ersten Band hat
sie geschickt einige kleine Hinweise auf den zweiten Band eingebaut, die sie
nun aufgreift. Dabei finden sich auf Details, die auf eine weitere Fortsetzung
der Reihe hoffen lassen. Trotzdem ist die Geschichte in sich abgeschlossen und
stimmig. Der Leser wird nicht mit offenen Fragen oder einem Cliffhanger zurück
gelassen, sondern kann das Buch beruhigt beenden.
Fazit
Wie auch der erste Band, hat mir
Gezeitenwald: Frühlingsseele sehr gut gefallen! Erneut ist es Carmen Schneider
gelungen ein wunderbares modernes Märchen zu schreiben, das uns einige
wertvolle Lektionen über das Leben lehrt. Familie, Freundschaft, Liebe,
Mitgefühl und Aufopferungsbereitschaft sind Werte die wichtig sind und die in
unserem Alltag nur allzu oft untergehen. Frühlingsseele erinnert daran, dass
wir diese Werte niemals vergessen sollten. Aber auch Oberflächlichkeit ist ein
Thema, das in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielt. Allzu oft
beurteilen wir Menschen nur nach ihrem Äußeren und sind nicht bereit unseren
ersten Eindruck zu überdenken. Carmen Schneider erinnert uns daran, dass wir uns
nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen sollten, sondern hinter die Fassade
schauen müssen. Denn es ist nicht das Aussehen, sondern der Charakter eines
Menschen, der wirklich zählt.
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