Räuberherz

„Doch niemand wusste, dass er der gefährlichste von allen war.“





Klappentext
Als wäre sie in einer schrägen Version von „die Schöne und das Biest“ geraten, findet sich Ella in der Villa eines reichen Mannes wieder. Statt jedoch mit tollen Kleidern und Schmuck verwöhnt zu werden, soll sie die Hausarbeit erledigen, während ihr Entführer eine Traumfrau nach der anderen anschleppt.
Welches Geheimnis verbirgt er? Weshalb hört Ella manchmal Stimmen im Haus, obwohl niemand in der Nähe ist? Und warum fühlt sie diese seltsamen elektrischen Schläge, wenn sie aus Versehen seine Haut berührt?
Ella ahnt bereits nach kurzer Zeit, dass seine Hartherzigkeit nichts als Fassade ist... doch was wird sie dahinter finden? Vielleicht etwas Gefährlicheres?

Übersicht
Autor: Julianna Grohe
Verlag: Drachenmond Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 377
ISBN: 978-3-95991-210-5
Genre: Fantasy
Reihe: Nein

Rezension
Die siebzehnjährige Ella hatte es bisher in ihrem Leben nicht leicht. Aufgewachsen ist sie bisher bei ihren liebevollen Großeltern. Doch diese sind bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Ellas nächster Verwandter, ihr Vater, muss sich nun um sie kümmern, dabei hat er sich bisher nie besonders für seine Tochter interessiert. Seine Verantwortungslosigkeit und seine Spielsucht sorgen immer wieder für Streit zwischen Ella und ihrem Vater. Während sich ihr Vater um gar nichts kümmert, ist Ella für den kompletten Haushalt verantwortlich. Da sie unbedingt mehr aus sich machen möchte, strengt sie sich in der Schule sehr an, um nach ihrem Abschluss eine gute Universität besuchen kann. Der Streit zwischen Ella und ihrem Vater eskaliert, als dieser ihr gesamtes Collegegeld und somit ihre Zukunft verspielt. Wütend läuft Ella von zu Hause weg und findet in einem leerstehenden Haus Unterschlupf. Die Schule besucht sie jedoch weiterhin und nimmt sie noch viel ernster, da sie nun auf ein Stipendium angewiesen ist.
Da es in dem Haus weder fließend Wasser noch Strom gibt, ist Ella nun, obwohl sie ihr Bestes gibt, oft verwahrlost. Zusammen mit ihrem Gothiklook stößt dies bei ihren Mitschülern auf großen Spott. Eigentlich hat Ella nur eine wirkliche Freundin.
Mitten in dieses trostlose Dasein platzt der wahnsinnig gutaussehende Crys. Er entführt Ella und hält sie fortan in seiner luxuriösen Villa gefangen. Kochen, putzen und waschen, das sollen nun Ellas Aufgaben sein. Doch warum kann jemand mit so viel Geld nicht einfach eine Haushälterin einstellen? Und was ist eigentlich mit Crys wunderschöner Freundin Honey los? Warum muss Crys immer wieder betonen wie unattraktiv Ella ist? Welches Geheimnis verbirgt er?
Der Schreibstil der Autorin Julianna Grohe passt sehr gut zum Stil des Buches. Er lässt sich angenehm und flüssig lesen, wirkt jedoch nicht oberflächlich. Die düstere Atmosphäre in Crys Villa wird gekonnt beschrieben und gleichzeitig immer wieder durch humoristische Elemente aufgelockert.
Ellas Charakter ist ziemlich schwer zu beschreiben. Sie ist ehrgeizig und zielstrebig. Auf keinen Fall möchte sie so enden wie ihr Vater und dafür gibt sie in der Schule alles. Selbst in einem Abbruchhaus ohne fließend Wasser und Strom achtet sie noch auf Ordnung und Sauberkeit, soweit es ihr möglich ist. Trotz ihrer angespannten finanziellen Lage kann sich Ella nicht dazu durchringen in einem Supermarkt Lebensmittel zu stehlen. Ihr hohes moralisches Bewusstsein hält sie davon ab. Lieber hungert sie, anstatt zu stehlen. Da sie in ihrem Unterschlupf weder vernünftig duschen, noch Wäsche waschen kann, zieht sie trotz ihrer Bemühungen ordentlich zu wirken,  den Spott ihrer Mitschüler für ihr ungepflegtes Aussehen auf sich. Mit ihrem Gothik Look fällt sie noch zusätzlich auf und bietet ihren Mitschülern weitere Angriffsfläche. Hier beginnen jedoch auf die Widersprüche in Ellas Charakter. Eine Identifikation mit der Gothik Szene lässt sich bei ihr nicht erkennen. Es bleibt schleierhaft, warum Ella sich ausgerechnet so kleidet. Sobald sich ihr die Möglichkeit zu etwas „besserem“ bietet, ändert sie zudem ihren Kleidungsstil. Obwohl er sie entführt und als Sklavin hält, scheint Ellas Verstand in der Gegenwart von Crys völlig auszusetzten. Der gut 10 Jahre ältere Mann sieht wahnsinnig gut aus und das scheint das einzige zu sein, dass für Ella zählt. Eine richtige Romanze findet nicht statt, stattdessen erweckt Ella den Eindruck als würde sie am Stockholmsyndrom leiden. Auch später setzt sich dieses Verhalten fort. Niemand scheint Ellas Verhalten Merkwürdig zu finden.
Die ganze Hintergrundgeschichte wirkt sehr konstruiert. Viele Erklärungen sind sehr an den Haaren herbeigezogen und alles wird so dargestellt, dass es Crys in einem möglichst guten Licht erscheinen lassen soll. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte bleibt dabei auf der Strecke. 

Fazit
Ein erwachsener Mann, Ende zwanzig, mit sehr viel Geld, der sich problemlos alle Angestellten leisten könnte die er braucht und auch Verschwiegenheit kaufen könnte, entführt lieber eine Minderjährige, damit sie seinen Haushalt erledigt. Klingt doch nach einer super romantischen Liebesgeschichte? Finder ihr nicht auch? Ich fand es jedenfalls eher krank. Seine ach so nette und kranke Freundin macht bei der ganzen Geschichte auch noch mit. Denn Kindesentführung ist ja die Lösung aller Probleme. Ach ne, warte, der arme, arme reiche Mann, ist ja so zu bemitleiden und eigentlich überhaupt kein Monster. Findet jedenfalls sein Opfer. Klingt ja mal so gar nicht Stockholm Syndrom. Nachdem sich das hässliche Entlein endlich dem herrschenden Schönheitsideal angepasst hat, lässt sich der (Alb)traumprinz dann endlich dazu herab ihr Beachtung zu schenken. Wie romantisch! Und in seiner moralischen Überlegenheit wartet er mit dem ersten Mal natürlich bis sie volljährig ist. Nachdem man das Leben diverser Frauen zerstört und ein Mädchen entführt hat, macht einen das natürlich zum perfekten Gentleman.

Ich weißt leider echt nicht, was ich zu Räuberherz sagen soll. Es ist gut geschrieben, das muss ich positiv anmerken. Ansonsten finde ich es eher gruselig, dass eine Entführungsgeschichte anscheinend für manche Menschen wahnsinnig romantisch sind. Bis auf die, wirklich süßen Tiere, konnte ich in der ganzen Handlung kein einziges positives Element entdecken. Ich kann dieses Buch jedenfalls absolut überhaupt nicht weiterempfehlen.

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