Kreuzschnitt

„Du hast mein Leben zerstört. Jetzt habe ich deins zerstört.“




Klappentext
Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, durchlebt eine schwere Zeit, nachdem seine Frau und sein Kind bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Seine Chefin versetzt ihn zu Europol, wo ein mysteriöser Fall auf ihn wartet: Der schwerreiche norwegische Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ist in seiner Villa in Südfrankreich ermordet aufgefunden worden – doch alle Verdächtigen haben ein wasserdichtes Alibi. Bulls einziger Anhaltspunkt ist ein Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämon zeigt. Nichts anderes hat der Mörder aus der Villa entwendet. Bulls Ermittlungen führen ihn schnell zu einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit...

Übersicht
Autor: Øistein Borge
Verlag: Droemer
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem Norwegischen
Seiten: 334
ISBN: 978-3-426-30604-8
Genre: Krimi
Reihe: Ja, Band 1 der Kommissar Bull Reihe

Rezension
Bogart Bulls Leben ist in den letzten Monaten nicht besonders erfolgreich verlaufen. Vor einigen Jahren hat er einen Täter überführt, der nach seiner Verurteilung im Gefängnis schwer misshandelt wurde. Entlasse, alleine und gebrochen hatte dieser nur noch ein Ziel: Rache. Er führt einen Autounfall herbei, bei dem Bogarts Frau und Tochter ums Leben gekommen sind. Von Schuldgefühlen überwältigt wandte sich Bogart dem Alkohol zu. Erst ein Machtwort seiner Chefin und die Intervention seines Vaters brachten ihn in eine Entzugsklinik. Trocken, aber immer noch jede Nacht von Albträumen geplagt und weit von seiner früheren Form entfernt, ist Bogart nun zurück an seinem Schreibtisch. Als Europol Norwegen um die Entsendung eines Polizisten bittet, der die Aufklärung von Mordfällen an Norwegern im Ausland begleiten soll, wittert Bulls Chefin eine Chance den traumatisierten Ermittler wegzuloben.
Bereits kurz nachdem Bogart seine neue Stelle angetreten hat, wird ein schwerreicher norwegischer Unternehmer und Kunstsammler in seinem Feriendomizil in Südfrankreich ermordet. Die Umstände des Falls sind bemerkenswert und Bull geht zum ersten Mal seit langen wieder völlig in einem Fall auf.
Doch welche Rolle spielt ein unscheinbares Gemälde, das möglicherweise von Edvard Munch stammt? Und warum wurde die Leiche des Toten geschändet?
Der Schreibstil von Øistein Borge ist eher nüchtern, er neigt nicht zu ausschweifenden Beschreibungen. Die fast schon sachlichen Schilderungen schaffen eine besondere Atmosphäre die den Leser in den Bann der Handlung zieht. Die Tragik von Bulls Leben, aber auch die seines aktuellen Mordfalls benötigen gar keine blumigeren Formulierungen. Durch den rationalen Stil wird die passende, mal düstere, mal tragische und manchmal auch hoffnungsvolle Stimmung geschaffen.
Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart ermittelt Bull in einem sehr ungewöhnlichen Mordfall, dessen Motiv nur schwer zu ergründen ist.
In der Vergangenheit schildern unterschiedliche Personen, teilweise zeitlich und örtlich relativ weit auseinanderliegende Episoden, deren Zusammenhang sich erst nach und nach erschließt.
Bogart Bull ist in vielerlei Hinsicht der typische skandinavische Ermittler. Er ist alleinstehend, hat ein schwere persönliche Tragödie erlebt, hatte keine glückliche Kindheit, ist ein Einzelgänger ohne viele Freunde, lebt hauptsächlich für seine Arbeit, neigt dazu seinen Kummer in sich rein zu fressen und legt viel Wert auf gute, korrekte Polizeiarbeit. Der Charakter ist in diesem Genre nicht besonders außergewöhnlich und ein wenig mehr Mut zu einer eigenständigen Persönlichkeit wäre wünschenswert gewesen. Trotzdem ist Bogart Bull kein Abziehbild und Klischee von anderen bekannten skandinavischen Ermittlern. Der Zugang zu Bull fällt leichter als bei einigen seiner Genrekollegen und als Leser kann man sich gut in ihn hineinversetzen.
Die Handlung wirkt stellenweise etwas konstruiert, ist aber trotzdem logisch und nachvollziehbar.
Durch die Schilderung der Handlung auf zwei Zeitebenen weißt der Leser stellenweise etwas mehr als Bull und kann so besonders gut miträtseln. Das ist ein gelungener Kunstgriff des Autors.

Fazit
Kreuzschnitt ist kein Meisterwerk, aber ein solider Debütroman und ein guter Krimi. Bogart Bull als Charakter hat mir sehr gut gefallen und ich habe ihn gerne bei seinen Ermittlungen begleitet. Aber auch der französische Ermittler Jean Molin hat mir sehr gut gefallen. Der korrekte, sorgfältig arbeitende Polizist mit seiner unkonventionellen Vorliebe war mir sehr sympathisch. Ich würde mich freuen noch mehr von ihm zu hören. Bulls Vater spielte zwar nur eine sehr kleine Rolle, wirkte aber sehr interessant und vielschichtig. Ich hoffe seine Figur wird in den nächsten Bänden noch weiter ausgebaut. Ihr merkt es vielleicht schon. Ich werde auf jeden Fall mit der Reihe noch weiter machen. Ein zweiter Band ist zum Glück bereits erschienen und wird sicherlich in nicht allzu ferner Zukunft seinen Weg in mein Bücherregal finden. Die Episoden in der Vergangenheit habe ich besonders gerne gelesen. Als kleine Warnung möchte ich aber erwähnen, dass hier teilweise sehr drastische Gewalt, auch sexuelle Gewalt und Gewalt gegenüber Kindern geschildert wird. Der eine oder andere wird Bücher mit einer solche Thematik sicher lieber vermeiden. Es gibt jedoch keine detaillierten Beschreibungen und besonders grausame Details erfährt der Leser in der Regel nur von dritten Personen, nicht aus Sicht der handelenden Personen, wodurch der Schrecken etwas abgemildert wird. Es ist definitiv nicht das Ziel von Øistein Borge seine Leser mit möglichst blutigen und grausamen Szenen zu unterhalten. Aber Kreuzschnitt ist nunmal auch kein netter Cosy Krimi, sondern typisch Skandinavisch, eher düster.

Fans von guten Krimis kann ich Kreuzschnitt jedenfalls sehr empfehlen.

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