Höllenlärm: Die komplette, schonungslose, einzigartige Geschichte des Heavy Metal

„Als die Beliebtheit des Heavy Metal einen zuvor ungeahnten Höhepunkt erreichte, drängte die neu entdeckte Macht der Headbanger in eine andere Richtung – egal, ob der Rest der Welt dafür bereit war oder nicht.“






Klappentext
Trash. Speed. Doom. Death. Nu. Alternative. Avantgarde. Metal hat viele Gesichter. Mit dem ersten Album von Black Sabbath kam 1970 eine musikalische Revolution ins Rollen, die mehr Facetten entwickelte als jeder andere Bereich der Rockmusik. Und all diese Facetten trugen zur Vielfalt dieser neuen und überwältigenden musikalischen Macht bei. Konservative Kräfte weltweit hielten Heavy Metal für den dunklen und Schrecken erregenden Gesang des Teufels. Aber den unzähligen Fans überall auf der Welt gilt diese Musik als Ausdruck von Gedanken, Gefühlen und Bildern, die sie selbst nie zuvor in Worte zu fassen vermochten. Auch wenn Metal in seiner wechselvollen dreißigjährigen Laufbahn immer wieder totgesagt wurde – die Szene ist nach wie vor verdammt lebendig. Und dies ist ihre Geschichte.
Unbedingt bei voller Lautstärke lesen!

Übersicht
Autor: Ian Christie
Verlag: hannibal
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem Englischen
Seiten: 408
ISBN: 978-3-85445-402-1
Genre: Sachbuch
Reihe: Ja, Nein

Rezension
Der unter anderem in den USA aufgewachsene Schweizer Ian Christie, selber großer Heavy Metal Fan, hat sich der Herausforderung gestellt, eine Biographie über die wechselhafte Geschichte dieses Musikgenres zu schreiben. Er selber ist den 80er Jahren in den USA mit der Kassettentauscherszene aufgewachsen, welche ihn sichtlich geprägt hat. Im Bundesstaat Indiana, in dem zu dieser Zeit es weder Auftritte bekannter Bands, noch entsprechende Radiosender gab, blieb man über das Tauschen von Kassetten trotzdem nicht isoliert von der Szene.
Der Schreibstil des Buches ist teilweise sehr eigenartig. Er ist von diversen Adjektiven geradezu überflutet. Das führt teilweise zu unfreiwillig komische oder albern klingen Beschreibungen oder unnötig komplizierten Satzkonstruktionen. Im Großen und Ganzen lässt sich das Buch zwar gut lesen, ein wenig anstrengend ist es dadurch aber teilweise.
Möglicherweise lässt sich dies jedoch auch die Übersetzung zurückführen. Denn diese ist leider nicht besonders gelungen. So wird der amerikanischen Bundesstaat North Carolina z.B. tatsächlich mit Nordkarolina übersetzt. Das fünfte Studioalbum der Band Metallica mit dem gleichnamigen Titel, wird aufgrund seines fast vollständig schwarzen Covers auch gerne als Black Album, auf deutsch Schwarzesalbum bezeichnet. Es gelingt dem Übersetzer nicht einmal, den richtigen Titel des Album zu nennen.
Das Buch an sich stellt eine umfassende geschichtliche Darstellung der Geschichte des Metal in den USA und Großbritannien von 1970 bis 2000 da. Genau da liegt aber der große Schwachpunkt des Buches. Bis auf die skandalumwitterte Black Metal Szene Norwegens in den 1990er Jahren, liegt der Fokus von keinem Kapitel auf Metal Bands außerhalb des Angloamerikanischem Raums. Bis auf Mercyful Fate werden selbst große und international erfolgreiche Band, aus anderen Ländern zum großen Teil nur am Rande erwähnt. Auch Magazine, Zeitschriften, Labels oder Festivals aus dem Rest der Welt werden nur am Rande behandelt. Der Autor bemüht sich zwar immer wieder zu betonen, wie international die Metalszene ist, vernachlässig dies jedoch gleichzeitig sträflich.
Stattdessen konzentriert sich der Autor auf eine regelrechte Vergötterung von Metallica, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch steht. Metallica ist eine der kommerziell erfolgreichsten Metal Bands und auch Menschen die mit Metal sonst nichts am Hut haben ein Begriff. Der Leser bekommt den Eindruck, als hätten Metallica das gesamte Genre, einschließlich jedes einzelnen der unzähligen Subgenres, persönlich erfunden. Metallica mag zwar die Lieblingsband des Autors sein, aber wenn man ein Buch über ein ganzes Musikgenre schreibt, sollte man deren Bedeutung auch realistisch einschätzen können.
Eine weitere Schwäche des Buches ist, dass es seit 2000 nicht aktualisiert wurde. In den nun beinah 20 Jahre die seit dem erscheinen des Buches vergangen sind, hat sich auch Metal selbstverständlich weiterentwickelt. Alte Bands sind verschwunden, neue Bands aufgestiegen, große Musiker gestorben, neue Festivals sind entstanden, neue Subgenres haben sich entwickelt und leider findet sich das im Buch nicht wieder.

Fazit
Auch wenn es durch die ganze Kritik in meiner Rezension vielleicht anders klingt, das Buch ist schon ganz gut. Ich hatte beim Lesen durchaus meinen Spaß. Als Metalfan erfährt man zwar nicht unbedingt etwas grundlegendes Neues. Aber bereits Bekanntes bekommt man kompakt, gut verpackt und garniert mit Musiktipps, bekommt man hier gut präsentiert. In anderen Rezensionen wird das Buch als Bibel des Heavy Metal bezeichnet, das halte ich allerdings für maßlos übertrieben.

Wer als Metalhead seine Musik nicht nur hören, sondern auch darüber lesen möchte, macht mit dem Buch bestimmt nichts verkehrt.

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