Nimmerlands Fluch

„Niemand ist von Beginn an böse. Nicht einmal das Böse selbst.“




Klappentext
„Was wäre, wenn alles, was du in deiner Kindheit über Peter Pan gehört hast, eine einzige Lüge ist?“
Peter Pans Macht knechtet nicht nur Nimmerland – auch in die Menschenwelt gelangt er immer wieder, um sich dort von Kinderseelen zu ernähren. Es gibt nur einen Ausweg aus diesem Albtraum: Fay. Doch die kann nicht glauben, dass sie es sein soll, die Pan besiegen wird. Und hinter jeder Ecke scheint ein Geheimnis zu lauern, das darauf wartet, seine spitzen Krallen tief in das Fleisch der ahnungslosen Opfer zu schlagen.

Übersicht
Autor: Salome Fuchs
Verlag: Drachenmond Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 241
ISBN: 978-3-95991-675-2
Genre: Fantasy
Reihe: Nein

Rezension
Nimmerland ist ganz anders, als es die sich die meisten Kinder vorstellen. Peter Pan ist nicht der nette, lebenslustige Junge, der nicht erwachsen werden will und auf der Suche nach einer Mutter ist, der eine Bande aus Kindern um sich schart um gemeinsam der Welt der Erwachsenen zu entfliehen. Peter Pan ist ein böser, grausamer Dämon. Er ernährt sich von den Seelen unschuldiger Kinder.
Wendy ist kein liebevolles Mädchen, sondern eine machthungrige und gefährliche Kreatur. Ganz Nimmerland lebt in Angst vor den beiden.
Doch dann wird ein prophezeites Mädchen geboren. Fay, die Erlöserin von Nimmerland. Um sie vor Peter Pan zu schützen verstecken ihre Eltern sie in der Menschenwelt, bis sie alt genug ist um ihr Schicksal zu erfüllen. Doch als es so weit ist, kann Fay nicht glauben, dass diese Geschichte wahr ist. Wird sie ihr Schicksal erfüllen können?
Der Schreibstil von Salome Fuchs ist sehr einfach gehalten. Obwohl der Lesefluss dadurch nicht gestört wird, erscheint er unpassend. Der Schreibstil scheint sich eher an Kinder zu richten. Die Geschichte richtet sich jedoch an Jugendliche und Erwachsene. Durch diese Diskrepanz schafft es die Autorin oft nicht, die passende Stimmung zu erzielen. Besonders deutlich wird dies in einer Szene, in der Fay von gefährlichen Wassermännern attackiert wird. Die Sprache der Wassermänner soll wohl rudimentär und dadurch gefährlich wirken, tatsächlich wirkt sie aber einfach nur kindisch und albern. Die ganze Szene verkommt dadurch zu einem Witz.
Fay ist ein 12-jähriges Mädchen. Das ihre Eltern sie zu ihrem Schutz in die Menschenwelt gebracht haben und sie lieben weiß sie nicht. Fay denkt, dass sich ihre leiblichen Eltern nicht für sie interessieren. Das sie vor einem Waisenhaus ausgesetzt wurde, weil man sie einfach nur loswerden wollte. Als sie adoptiert wurde, hoffte sie endlich auf ein glückliches Leben. Doch in Wahrheit wurde alles nur noch schlimmer. Fays Pflegeeltern entpuppten sich als grausam und gemein. Immer wieder werden Fay und ihr jüngerer Pflegebruder John gedemütigt und misshandelt. Immer wieder lässt man sie glauben, dass sie nichts wert sind. Als sie schließlich in Nimmerland ankommt und ihre Eltern trifft, ist Fay geschockt und verwirrt. Sie kann diese Geschichte nicht glauben.
Trotz intensiver Schilderungen von Fays Leben bleibt sie irgendwie schwach und nicht wirklich greifbar. Identifikationspotenzial bietet sich nicht. Der Charakter ist einfach zu flach und wirkt nicht lebendig. Fay weckt keine Emotionen. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Charakteren. Sie wirken alle wie Abziehbilder.
Spannung bleibt dadurch aus.
Voraussetzung um der Handlung folgen zu können, ist es mindestens den Disney Film Peter Pan zu kennen. Viele Figuren und Orte werden beim Leser einfach als bekannt vorausgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Leser des Buches zumindest den Film kennen ist zwar hoch, trotzdem ist das eine eher unglückliche Ausgangssituation.
 Die Handlung an sich ist nicht unlogisch. Ständig werden dem Leser jedoch Deus ex Machina Lösungen für jedes Problem präsentiert. Das macht die ganze Geschichte unglaubwürdig und nimmt ihr spätestens nach dem zweiten Mal die Spannung.
Besonders störend ist ein grober Fehler in der Geschichte einer Person gegen Ende des Buches. Eigentlich hätte schon einem sorgfältig arbeitendem Autor dieser Fehler nicht passieren dürfen. Spätestens jedoch einem, auch nur mittelmäßigen Lektor, hätte das auffallen müssen.  
Da lebt doch tatsächlich jemand 1830 in einem englischen Dorf in einer Strohhütte und muss den Großteil seiner Ernte an seinen Lehnsherren abgeben. Weder Strohhütten noch Lehnsherrschaft gehörten 1830 in England zum Landleben. Selbst bei der armen Bevölkerung nicht. Beides war Vergangenheit und zwar nicht erst seit gestern, sondern seit einigen Jahrhunderten.
Dann kommt der König persönlich ins Dorf um Steuern einzutreiben und bringt jeden um, der nicht zahlen kann. 1830 hatte der König von England mit Sicherheit besseres zu tun, als in Dörfern Steuern einzutreiben. Außerdem war dies gar nicht seine Aufgabe. Das Parlament wäre empört gewesen. Einfach so Menschen umbringen durfte nicht einmal der König. Das hätte Konsequenzen gehabt, auch für ihn.
Die Geschichte ist also völlig unglaubwürdig. Dabei hätte man doch nur zehn Minuten Recherche investieren zu müssen um zu erkennen, dass es 1830 in England auch so genug Elend und Ungerechtigkeit gab, die sich als Hintergrundgeschichte geeignet hätten oder um die Geschichte ins England des Jahres 830 verlegen müssen. Da wären solche Zustände realistisch gewesen.

Fazit

Nimmerlands Fluch war leider eine Enttäuschung. Das ist sehr schade, denn die Geschichte an sich hat Potenzial. Mit einem guten Lektorat hätte man daraus bestimmt einiges herausholen können. Passiert ist das leider nicht. So bleibt eine halbgare Geschichte voller vorhersehbarer Wendungen, einfallsloser Lösungen, uninteressanter Charaktere und einem unbefriedigendem Ende. Tatsächlich waren die einzigen Figuren dich auch nur halbwegs interessant fand Peter Pan und Wendy. Das Buch geht im unterdurchschnittlichen Einheitsbrei des Fantasy Genres unter. Mit mehr Übung und einem anderen Lektor hätte die Autorin vielleicht eine Chance. Ich würde es ihr wünschen.

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