Nur der Tod bringt Vergebung

„Unheil liegt in der Luft. Ehe diese Woche vorüber ist, wird in Streonshalh Blut geflossen sein.“




Klappentext
Man schreibt das Jahr 664 – in Irland tobt ein blutig ausgetragener Kirchenstreit. Auf einer Synode in der Abtei von Streoneshalh soll der Streit zwischen den Anhängern des Kelten Columban von Iona und den Anhängern Roms beigelegt werden. Auch Schwester Fidelma von Kildare, eine mutige, gesetzeskundige Nonne aus königlichem Geblüt, ist mit ihren Gefährten nach Streoneshalh gekommen.  Doch die Synode wird bereits kurz nach ihrer Eröffnung von furchtbaren Verbrechen erschüttert: Äbtissin Ètain liegt mit durchgeschnittener Kehle in ihrer Zelle. Man beauftragt Schwester Fidelma, den Mord aufzuklären. Gemeinsam mit Bruder Eadulf, einem Mann aus dem Gefolge des Erzbischofs von Canterbury, macht sich Schwester Fidelma an die Arbeit. Da geschehen zwei weitere Morde...  

Übersicht
Autor: Peter Tremayne
Verlag: Lingen
Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem Englischen
Seiten: 218
ISBN: 29085385
Genre: historischer Krimi
Reihe: Ja, Band 1 der Schwester Fidelma Reihe

Rezension
Irland und Großbritannien im Jahr 664, die Kirche Roms und die keltische Kirche Columbans streiten um die Vorherrschaft unter den dortigen Christen. Welche Kirche hat Recht, wenn es um entscheidende Dinge geht, wie die Berechnung des Osterdatums, aber auch die Frage der richtigen Tonsur und diverse weitere Streitpunkte sind offen. Nicht nur unter den Klerikern, sondern auch unter den Herrschern und im einfachen Volk wird erbittert gestritten. Der kirchliche Streit droht sich zu einem waschechtem Bürgerkrieg austwachsen.
Um das zu verhindern hat König Oswiu von Northumbrien die wichtigsten und gebildetsten Vertreter der beiden Kirchen in die Abtei Streoneshalh eingeladen um die strittigen Fragen ein für alle mal zu klären. Auch Oswiu selbst, bisher der Kirche Columbans zugeneigt, will sich den Beschlüssen der Synode beugen und so den Frieden in seinem Reich wiederherstellen.
Doch bevor sie offiziell überhaut begonnen hat, wird die Synode von einem furchtbaren Mord überschattet. Ètain, die Äbtissin von Kildare, wird tot aufgefunden und sofort beginnt die Gerüchteküche zu kochen. Ètain gehörte der Kirche von Columban an und sollte für diese Kirche die wichtige Eröffnungsrede halten. Hat ein Anhänger Roms sie ermordet um eine starke Stimme der keltischen Kirche zum Schweigen zu bringen? Oder wurde sie von einem ihrer eigenen Leute getötet, der den Verdacht auf Rom lenken wollte? Die schon angespannte Stimmung steht kurz vor dem Explodieren, der Mord muss dringend aufgeklärt werden. Fidelma, eine Schwester aus Ètains Abtei in Kildare und eine gute Freundin der Toten, ist nicht nur als herausragende irische Rechtsgelehrte bekannt, sondern auch für ihre gute Spürnase. Bereits früher konnte sie verzwickte Fälle lösen. Auch Bruder Eadulf, ein Anhänger Roms, ist ein mit Gesetzen, allerdings den sächsischen, gut vertraut und bekannt dafür schwierige Fälle lösen zu können. König Oswiu beauftragt beide mit der Aufklärung des Mordes.
Der Schreibstil Peter Tremaynes ist der Zeit in der sein Buch spielt gut angepasst, ohne dabei bewusst altmodisch oder unverständig zu wirken. Die irischen und sächsischen Namen und Bezeichnungen sind für moderne Leser allerdings doch ziemlich ungewohnt. Die meisten sind jedoch leicht verständlich und man gewöhnt sich schnell daran.
Im Mittelpunkt der Handlung steht nicht nur der Mord, sondern auch die beiden, die ihn aufklären sollen. Schwester Fidelma ist eine irische Nonne und Rechtsgelehrte. In Irland berechtigt ihr Rang sie dazu, selbst mit Königen wie mit Gleichgestellten zu debattieren. Sie ist ausgesprochen selbstbewusst und daran gewöhnt ihre Meinung offen zu sagen. Sie hält sehr viel vom irischen Rechtssystem, so viel, dass sie es den anderen überlegen hält. Die Stellung die es ihr, als Frau ermöglicht, sieht sie für selbstverständlich an. Fidelma tut sich schwer mit dem Gedanken, dass man sie in anderen Ländern als Frau, trotz ihrer Bildung, einem Mann für unterlegen hält. Auch damit, dass Sklaverei häufig genauso normal ist, wie die Existenz von grausamen Strafen wie Steinigung. Das sie sich in Streonshalh auf fremden Boden befindet und sie sich an fremde Gesetze und Gebräuche halten muss, fällt ihr sehr schwer. Sie kann sich nur schwer auf die andere Kultur einstellen. Außerdem hat sie ständig das Gefühl, dass sie Bruder Eadulf etwas beweisen muss.
Anders als Fidelma, die zwar sehr gebildet, aber noch nicht besonders viel gereist ist, hat Bruder Eadulf ausgedehnte Reisen unternommen. Er ist anderen Kulturen und deren Normen gut vertraut. Eigentlich hält er, wie Fidelma das irische Rechtssystem für überlegen und lehnt viele grausame Gebräuche, die in sächsischen Gebieten üblich sind, ab. Doch von Fildemas arrogante Haltung fühlt er sich immer wieder provoziert und das Gefühl Dinge die er ablehnt verteidigen zu müssen.

Fazit
Peter Tremayne entführt den Leser in diesem Buch in ein Irland, das ganz anders ist, als man es heute kennt. Nicht die römisch-katholische Kirche, sondern die keltische Kirche herrscht auf der Grünen Insel vor. Die Abhängigkeit von und der ständige Konflikt mit England liegen noch in weiter Ferne. 664 ist Irland in Europa als Hort von Bildung und Gelehrsamkeit bekannt. Aus dem gesamten Kontinent reisen Kleriker nach Irland um in den dortigen Klöstern zu studieren und auch irische Mönche reisen um ihr Wissen auf den ganzen Kontinent zu tragen. Und auch die Kirche selber ist noch eine ganz andere. Der römisch-katholischen Kirche ist es noch nicht gelungen ihren Allmachtsanspruch durchzusetzen. Die irische Kirche folgt ihren eigenen Regeln. Aber eins gilt in beiden Kirche, das Zölibat hat sich noch nicht etabliert. Mönche und Nonnen führen ihre Klöster häufig als Doppelhäuser. Sie können heiraten, Kinder bekommen und als Familie gemeinsam im Kloster leben. Die Asketen, die versuchen das Zölibat für alle Geistlichen durchzusetzen sind in der Minderheit. Nur für einige, wenige, höhere Ämter, wie das eines Abtes oder einer Äbtissen wird in der Regel ein enthaltsames Lebens erwartet. Vom Amt zurückzutreten um wieder als einfacher Kleriker verheiratet zu leben ist jedoch genauso möglich, wie ein verheirateter Bischof.
In dieser spannenden Zeit, voller Umbrüche lässt Peter Tremayne einen spannenden Krimi spielen. Die beiden Protagonisten haben Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen die sie menschlich und sympathisch machen. Der Fall den die beiden lösen müssen ist gut durchdacht und lässt den Leser miträtseln.

Wer auf der Suche nach einem guten historischen Krimi oder sogar einer ganzen Reihe davon ist, wird hier bestimmt fündig.

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