Die Fremde Königin
„Könige sind wie
Gaukler. Sie blenden mit ihrem Mummenschanz, damit die Untertanen nicht merken,
wenn das Reich auseinanderfällt.
Klappentext
Das Jahr 951:
Der junge Gaidemar, ein Bastard unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos
Ritterlegion erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische
Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht
verliebt er sich in Adelheid, doch sie heiratet König Otto. Dennoch steigt
Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld
den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines
mächtigen Slawenfürsten und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt.
Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch
lange nicht besiegt ist. Als mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen,
droht dies zum Verhängnis zu werden.
Übersicht
Autor: Rebecca Gablé
Verlag: Bastei Lübbe
Sprache: Deutsch
Seiten: 762
ISBN: 978-3-404-17702-8
Genre: historischer Roman
Reihe: Ja, Band 2 der Reihe um Otto den Großen
Achtung: Ich halte meine
Rezensionen normalerweise spoilerfrei, aber da es sich hier um den zweiten Band
einer Reihe handelt lassen sich Rückblicke auf das Ende des vorherigen Bandes nicht
vermeiden. Wenn ihr nichts über dessen Ende wissen wollt, dann lest ihr ab hier
besser nicht weiter.
Rezension
Gaidemar ist ein
Bastard, weder seinen Vater noch seine Mutter kennt er. Einzig ein Ring bietet
ihm einen vagen Hinweis auf seine Herkunft. Aufgewachsen ist er bei Zieheltern
die ihm zwar alles beibrachten was er brauchte um einen Platz bei den
Panzerreitern des Königs zu bekommen, aber ihm nicht viel Liebe oder Zuneigung
entgegenbrachten.
Eines Tags wird
Gaidemar überraschend mit einem gefährlichen Auftrag betraut. Die junge und
verwitwete italienische Königin Adelheid wird von ihrem größtem Widersacher
gefangen gehalten. Für König Otto soll er die schöne Königin retten. Der
Auftrag gelingt und auf ihrer abenteuerlichen Flucht durch Italien verliebt
sich Gaidemar in Adelheid. Doch wie geplant heiratet sie König Otto, der so
auch zum König von Italien wird. Gaidemar bleibt jedoch ein wichtiger
Vertrauter der Königin und ihr treu ergeben. Der König ist indes nicht
begeistert von ihm und bringt ihm wenig Wertschätzung zusammen. Hängt das mit
Gaidemars möglicher Herkunft zusammen?
Wie auch im
ersten Teil ist Rebecca Gablés Schreibstil gelungen. Es gelingt der Autorin
wieder den Leser in das Frühe Mittelalter und die Welt von König Ottos Hof zu
entführen. Dabei gelingt es ihr erneut den Leser sprachlich mitzunehmen in die
fremde Welt ohne sich dabei Floskeln und bemüht altmodischer Sprache bedienen
müssen.
Für den zweiten
Teil der Reihe hat sich die Autorin etwas ungewöhnliches überlegt. Sie hat
einen neuen Protagonisten gewählt.
Der slawische
Fürst Tugomir ist, historisch belegt, auf die Brandenburg zurück gekehrt und
weilt somit nicht mehr im Zentrum der Macht des ostfränikischen Reiches.
Statt einer
realen Person ist es im zweiten Teil eine fiktive Figur, die im Zentrum der
Handlung steht.
Dies ermöglicht
natürlich mehr Freiheiten was die Biographie des Charakters angeht.
Ein wichtiger
Aspekt geht dabei jedoch verloren. Gaidemar kommt zwar ebenfalls als Fremder an
den Hof, ist aber in dieser Welt zu Hause. Die Rolle des Mittlers zwischen zwei
Kulturen, die Tugomir eingenommen hat, geht leider verloren.
Gaidemar sehnt
sich sehr nach Zuwendung und Anerkennung. In seiner Kindheit und Jugend hat er
beides nicht erfahren. Seine Zieheltern haben zwar ihre Pflicht erfüllt und ihn
groß gezogen, aber als Sohn haben sie ihn nie behandelt. Der Erwachsene
Gaidemar neigt deshalb sehr dazu Menschen zu vertrauen, die ihm auch nur ein
kleines bisschen Anerkennung zeigen. Das bringt ihn nicht nur in schwierige Situationen,
sondern sorgt auch dafür, dass er sich schwer damit tut eine angemessene Belohnung
zu verlangen.
Fazit
Auch der zweite Band rund um Otto den Großen hat mir sehr gut gefallen.
Ich fand ihn allerdings etwas schwächer als den ersten Band.
Das lagt zum einen am Wechsel der Hauptfigur. Der war zwar
nötig, ist aber in meinen Augen nicht so
gut gelungen. Gaidemar ist weniger komplex angelegt als Tugomir, dadurch geht nicht nur der Figur,
sondern auch der Geschichte einiges verloren.
Extrem stört
mich die Entwicklung von Egvina. Das passt überhaupt nicht zur realen
Lebensgeschichte dieser Person und ist auch irgendwie vollkommen unnötig. Das
hätte man anders lösen können.
Das ist aber
wirklich noch meckern auf hohem Niveau. Trotz eines schwächeren Protagonisten
ist die Geschichte immer noch spannend und mitreißend und trotz der
fragwürdigen Geschichte von Egvina ist die Geschichte immer noch sehr gut
recherchiert.
Gut gefallen hat
mir dafür die Idee eingeschworene Jungfrauen einzubauen. Ich kannte diese
bereits aus Albanien, wo immer noch einige, wenige von ihnen leben. Ob dieser
Brauch auch bei den Elbslawen belegt ist weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber
selbst wenn nicht, warum sollte es sie nicht gegeben haben?
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