Micheal Tolliver Lives

„You don’t have to keep up dear. You just have to keep open.“





Klappentext
Having survived the plague that took so many of his friends and lovers, Michael has learned to embrace the random pleasures of life, the tender alliances that sustain him in the hardest of times.
We follow the protagonist as he finds love with a younger man, attends to his dying fundamentalist mother in Florida, and finally reaffirms his allegiance to a wise octogenarian who was once his landlady.
And many familiar faces from the Tales oft he City series make appearances along the way...

Übersicht
Autor: Armistead Maupin
Verlag: Harper Collins
Sprache: Englisch, Titel der deutschen Übersetzung: Michael Tolliver lebt
Seiten: 258
ISBN: 978-0-06-25637-4
Genre: Roman
Reihe: Ja, Band 7 der Stadtgeschichten Reihe


Achtung: Ich halte meine Rezensionen normalerweise spoilerfrei, aber da es sich hier um den siebten Band einer Reihe handelt lassen sich Rückblicke auf das Ende der vorherigen Bände nicht vermeiden. Wenn ihr nichts über deren Ende wissen wollt, dann lest ihr ab hier besser nicht weiter.

Rezension
Michael Tolliver lebt! Es ist das Jahr 2006 und nach wie vor lebt er in seinem Haus in San Francisco.
Doch es hat sich viel verändert. San Francisco ist durch den dot com Boom geprägt.
Thack, mit dem Michael einst sein Haus gekauft hat ist Vergangenheit. Doch Michael hat einen neuen Mann an seiner Seite. Ben ist deutlich jünger als Michael, etwas das ihm durchaus manchmal zu schaffen macht. Micheal ist inzwischen als Landschaftsgärtner selbstständig. Gemeinsam mit seinem Angstellten Jake Greenleaf, der Transgender ist, führt er erneut erfolgreich ein Unternehmen. Inzwischen lebt er sei über 20 Jahre mit HIV. Dank neuer Medikamente hat sich seine Lebenserwartung deutlich erhöht. Die ständige Angst davor, AIDS zu entwickeln prägt Micheals Leben nicht mehr. Anders als viele seiner Freunde in den 80ern und 90ern hat er überlebt und sich mit seiner Infektion arrangiert. Die Beziehung mit einem jüngeren Mann wird dadurch jedoch nicht immer einfacher für ihn. Michael hat Angst davor, dass Ben ihn eines Tages für einen jüngeren, gesünderen Mann verlassen wird. Doch Ben scheint daran kein Interesse zu haben. Während einer kurzen Zeit, in der San Francisco Heiratslizenzen an homosexuelle Paare herausgegeben hat (die Ehe wurden später alle für ungültig erklärt) haben er und Michael sogar geheiratet. Und auch wenn ihre Ehe rechtlich nicht mehr besteht, für Ben tut sie das immer noch.
Auch Brian und Shawna leben immer noch in San Francisco. Brian führt immer noch Micheals ehemalige Gärtnerei. Nach Mary Ann ist er keine dauerhafte Beziehung mehr eingegangen. Ansonsten ist Brian jedoch mit seinem Leben alles andere als unzufrieden und macht inzwischen Pläne für seine Rente.
Shawna ist inzwischen erwachsen geworden. Das kleine Mädchen das Mary Ann in San Francisco zurückgelassen hat ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, die sich von niemandem so einfach die Butter vom Brot nehmen lässt. Shawna ist Pansexuell und macht daraus auch kein Geheimnis. Im Gegenteil, sie hat einen erfolgreichen Blog der sich mit allen Formen von Sex, Liebe und Lust beschäftigt, die San Francisco zu bieten hat.
Auch Anna Madrigal lebet selbstverständlich immer noch in der Stadt. Doch inzwischen musste sogar die ehemalige Vermieterin ihr Zuhause in der Barbary Lane 28 verlassen. Im Alter sind die steilen Stufen zu ihrem Haus einfach zu viel für sie geworden. Anna lebt inzwischen im selben Haus wie Jake. Durch ihn und seine Mitbewohner ist sie für viele jüngere Transsexuelle in San Francisco zu einem Vorbild geworden. Auch wenn sie die Barbary Lane verlassen musste, mütterlich mit Rat und Tat zur Seite stehen kann Anna immer noch. Und Marihuana anbauen auch.
Nur eine ist kein Teil der Familie mehr. Mary Ann lebt inzwischen nicht mehr in New York, sondern in Connecticut, hat einen wohlhabenden Mann geheiratet und einen Stiefsohn. Der Kontakt nach San Francisco ist größtenteils abgebrochen. Weder ihr ehemals bester Freund Mouse, noch ihre Adoptivtochter Shawna hören mehr von ihr.
Doch Mary Ann ist in San Francisco nicht vergessen und hat es auch nicht vergessen.
19 Jahre nach dem Erscheinen des sechsten Bandes, der Tales of the City ursprünglich abschließen sollte, ist doch noch dieser siebter Band erschienen. In fast 20 Jahren hat sich viel verändert. Die Welt ist eine geworden als sie es noch Ende der 80er Jahre war. Die bekannten Menschen haben sich verändert und weiterentwickelt. Auch der Schreibstil ist ein anderer. Statt wie bisher aus der „Er Perspektive“ ist der siebte Band aus der „Ich Perspektive“ geschrieben. Auch die bekannten Struktur, nach der jedes Kapitel aus Sicht eines anderen Charakters, erzählt wird wurde aufgegeben. Das gesamte Buch wird aus Michaels Sicht erzählt.
Dadurch wird Altern, besonders Altern als schwuler Mann, ein zentraler Bestandteil des Buches. Genauso wie die Unterschiede zwischen Schwulen der 70er/80er und der 2000er. Auch Michaels Familie, genauer seine biologische Familie in Florida und seine logische Familie in San Francisco und sein Leben zwischen diesen beiden spielen eine große Rolle.

Fazit
Endlich sind die Stadtgeschichten in einer Zeit angelangt über die ich mitreden kann. Viel hat sich verändert. Die Charaktere haben sich verändert und weiterentwickelt, sind aber trotzdem noch die Menschen, die ich über sechs Bücher hinweg liebgewonnen habe. Auch der Schreibstil ist ein ganz anderer. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Das plötzlich nur noch eine Person die Ereignisse schildert ist ungewohnt. So richtig weiß ich auch nicht, ob ich das gut oder schlecht finde. Auf der einen Seite ist Mouse mein Lieblingscharakter den ich gerne durch sein Leben begleite. Dann ist das Buch auch sehr biographisch geprägt und stark von Armisteads Maupins eigenen Erfahrungen beeinflusst. Das ist auf jeden Fall ein interessanter Aspekt. Auf der andern Seite vermisse ich die Vielseitigkeit, die zustanden kommt wenn ganz unterschiedliche Menschen ihre Sicht der Ereignisse schildern. Mary Ann, Anna, Shawna, Brian und Ben hätten sicher auch spannendes beizutragen. Dadurch, dass nur Mouse die Geschichte erzählt, kommen auch nicht alle bekannten Charaktere vor, sondern nur die, die Michael tatsächlich wichtig sind. Ich hätte gerne erfahren was aus DeDe D’or und ihren Kindern geworden ist.
Der Schreibstil ist ansonsten wieder fröhlicher und weniger pessimistisch als im sechsten Band.

Alles im allen hat mir, trotz der großen Veränderungen, das Buch wirklich gut gefallen. Neues zu wagen ist riskant, besonders wenn bereits bekanntes auf den Kopf stellt, doch Armistead Maupin hatte damit Erfolg.

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