„Unsere Kultur ist viel zu sehr auf Aussehen, Alter und Status fixiert“







Klappentext

Bridget Jones ist eine Frau von heute: Sie hat keinen Mann, dafür eine Mutter, die es nur gut mit ihr meint und einen besten Freund, der nicht auf Frauen steht. Und sie hat Jude und Shazzar: Gemeinsam löst das Damentrio alle zentralen Fragen des Daseins. Doch ein paar Probleme überfordern sogar den weiblichen Krisenstab: Männer und Mütter.


Übersicht

Autor: Helen Fiedling

Verlag: Goldmann Verlag

Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem englischen

Seiten: 343

ISBN: 978-3-442-443925

Genre: Liebesgeschichte

Reihe: Ja, Band 1 der Bridget Jones Gruppe


Rezension

Bridget Jones ist in ihren 30ger, arbeitet für einen großen Verlag, lebt in London und hat eine ganze Reihe wirklicher guter Freunde. Klingt nach einem guten Leben? Findet zumindest Bridgets Mutter nicht, immerhin ist ihre Tochter immer noch nicht unter der Haube. Das muss sich dringend ändern! Deshalb versucht sie immer wieder ihre Tochter zu verkuppeln. Auch Bridget selber hätte gerne eine Beziehung. Von den Einmischungen ihrer Mutter hält sie jedoch überhaupt nichts. Sie hat zwar kein besonders glückliches Händchen bei der Auswahl ihrer Männer, aber ihre Mutter macht es da wirklich nicht besser. 

Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben. Die Sätze sind eher kurz und einfach gehalten. Eben so, wie man auch einen Eintrag in sein Tagebuch schreiben würde. Die meisten Einträge beginnen mit einer Auflistung über Bridgets Gewicht, wie viele Kalorien sie zu sich genommen hat, wie viele Alkoholeinheiten sie getrunken hat und wie viele Lose sie gekauft hat. Dadurch lässt sich das Buch ziemlich leicht und einfach runterlesen. Ein wenig irritierend können die Abkürzungen sein, die immer wieder verwendet werden. Für mich stören sie einfach den Lesefluss.

Bridget Jones ist über dreißig, wohnt sei Jahren nicht mehr zu Hause, arbeitet nicht erst seit gestern und hat einen Studienabschluss. Man sollte also meinen, dass sie nicht vollkommen unselbstständig ist.  Doch leider ist sie genau das. Sie ist vollkommen weltfremd und bekommt ihr Leben überhaupt nicht geregelt. Ständig macht sie irgendwelche absurden Pläne, bei denen von Anfang an klar ist, dass sie diese niemals umsetzen kann. So ist sie anscheinend keine besonders gute Köchin, plant aber eine wahnsinnig aufwändige Dinnerparty, mit lauter komplizierten Gerichten, anstatt sich einfach an etwas zu halten, dass sie auch wirklich kochen kann. Natürlich endet das Essen in einem Desaster, was dem Leser von Anfang an klar war. Wenn sie nicht gerade solche Anflüge von Selbstüberschätzung hat, wird aber klar, dass Bridgets Jones Selbstbewusstsein praktisch nicht existent ist. Sie ist völlig normal gewichtig, abhängig von ihrer tatsächlichen Größe hat sie vielleicht sogar Idealgewicht. Trotzdem hat sie massive Komplexe aufgrund ihres Gewichts und hält sich selber für zu dick. Auch ansonsten kreisen Bridgets Gedanken ständig um ihr Aussehen und wie es auf Männer wirkt. Sie bürstet ihre Beine, weil sie glaubt, dass es gegen Cellulite hilft.

Sie hat ein total ungesundes Essverhalten. An manchen Tagen isst sie gar nichts, weil sie glaubt, dass sie sich auf Nulldiät setzen muss, nur um kurz darauf alles mögliche in sich reinzustopfen. Als Leser soll man das wohl witzig finden.

Bridget hat ständig zu wenig Geld, das hält sie aber nicht davon ab irgendwelche Lose zu kaufen. Ihre finanziellen Angelegenheiten bekommt sie also nicht geregelt. 

Sie hat auch ansonsten ihr Leben nicht besonders im Griff. Manchmal fragt man sich, warum sie ihren Job überhaupt noch hat. Während ihrer Arbeitszeit ist sie ständig mit ihrem Privatkram beschäftigt, kommt zu spät, weil sie keine sauberen Klamotten mehr hat, noch eine Stunde ihre Cellulite bürsten musste oder 10 Lose gekauft hat.

Ihr ganzes Leben dreht sich nur darum einen Mann zu finden. Die Frauen in Bridgets Leben bestehen aus zwei Kategorien. Diejenigen, die verheiratet sind und sich deshalb für etwas bessres halten und auf ihre unverheirateten Freundinnen (ein sehr merkwürdiges Verständnis von Freundschaft ) herabblicken und diejenigen die aufgrund der ersten Kategorie verzweifelt auf der Suche nach einem Ehemann sind, Schwule Männer sind ein tolles Accessoire, für Singlefrau, Mit einem Schwulen als Freund kann man sich besonders modern und weltoffen fühlen. Ansonsten sind alle Männer grundsätzlich blöd, aber heiraten sollen sie einen gefälligst trotzdem.


Fazit

Bridget Jones im Film ist ja tollpatschig, ein bisschen verrückt, witzig und liebenswert. Sie hat so ihre Probleme im Leben, ist nicht immer glücklich darüber Single zu sein, manchmal von ihrer Mutter genervt und ihr Job nicht gerade ihre große Leidenschaft. Aber sie schlägt sich erfolgreich durch.

Bridget Jones im Buch ist einfach nur neurotisch, anstrengend und den größten Teil der Zeit hatte ich Mitleid mit ihr. Wenn ich mich nicht gerade fremdgeschämt habe, für einen ihrer merkwürdigen Auftritte. Das Buch soll witzig sein, aber ich bin eher entsetzt über das Männer- und Frauenbild der Autorin. Frauen über 30 sind doch keine Dummchen die ständig von einer Peinlichkeit in die nächste stolpern. 

Was genau Mark Darcy in Bridget Jones sieht ist mir wirklich ein Rätsel. Aber er ist ein sehr, sehr gut verdienender, kompetenter Mann, der für Bridget Jones wohl in Zukunft bemuttern (oder bevatern?) wird und dafür sorgen kann, dass sie nicht völlig im Chaos versinkt.

Sogar Bridgets verrückte Mutter war mir sympathischer als sie selber.

Das Buch kann ich wirklich gar nicht empfehlen! Das ist wohl das erste Mal, dass ich einen Film besser finde als das Buch.  


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